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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Es soil sogar Dichter geben, die unter Kastanienbaumen sitzend schreiben, in der Sonne,<br />

mit einem Blick iiber Palmen und glitzemdes Wasser. Ich glaube das nicht. Ich bin nicht<br />

neidisch, aber ich wiirde keine Zeile Prosa lesen, die im Tessin entstanden ist, denke ich auf<br />

meinem Fahrrad. (S.116)<br />

Der Ich-Erzãhler stellt sich eindeutig auf die Seite der Habenichtse, dafur spricht sein<br />

bescheidenes Transportmittel und schlieBlich seine spartanische Unterkunft in Ascona auf<br />

dem Zeltplatz.<br />

Auch die Natur ist von den Auswirkungen des Kapitalismus in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden. Die Seen und Fliisse sind verschmutzt, der Gotthard von zwei Tunnels<br />

perforiert und der Teufelsfelsen wegen des Baus einer Autobahn um mehrere hundert<br />

Meter verschoben. Als Gegenkraft gegen die Eroberung der Natur durch Industrie und<br />

Automobile trãumt der Ich-Erzáhler von den Tieren, die sich eines Tages rãchen werden.<br />

Auch der Mythos der „Urbergler", jener von der Zivilisation nicht erreichten Bewohner<br />

der obersten Bergregionen, wird beschworen. Diese sollen den Partisanenkampf gegen<br />

die Kapitalisten fiihren, z.B. indem sie Lawinen auf den TEE auslõsen. Mit diesen<br />

„Urberglern" sympathisieren der Ich-Erzáhler und seine Reisebegleiter. Als proletarische<br />

Nachfahren der ,/dpenindianer" braten sie Kastanien am Feuer und schlagen schlieBlich<br />

ihr Zelt am Lago Maggiore auf.<br />

3.2.3. Graubunden: eine Heimatroman-Inszenierung<br />

Im Kapitel „Graubiinden" wird eine inhaltlich leicht veranderte, modernisierte<br />

Kurzfassung des Bergromans von Jakob Christoph Heer Der Kõnig der Bernina (1900)<br />

erzâhlt. 161 Dieser Roman war Anfang des 20. Jahrhunderts ein groBer Verkaufserfolg<br />

und kam dem Bedûrfhis des Lesepublikums nach einer starken Fiihrerfigur entgegen.<br />

Peter Utz schreibt dazu, aus dem Roman zitierend:<br />

161 Vergleiche dazu Kapitel 2.6 dieser Arbeit. Bei Heer stent jedoch nicht der Konflikt zwischen<br />

Moderne und Tradition im Vordergrund wie in Widmers Fassung, sondern die Wahrung der regionalen<br />

Identitat. Im Vorwort von Jakob Hanser heiBt es: „So gesehen ist der Roman von zeitlosem Gehalt, und<br />

selbst die eingeflochtene Geschichte einer zwischen Idealismus und Dramatik pendelnden Liebe<br />

entspricht durchaus dem Wesen jenes Alpenvolkes, das auf dem Grenzwall zwischen Nord und Sud den<br />

Stolz einer eigenen Tradition gegen die Einfliisse von auOen zu bewahren verstanden hat." Heer, 1975:<br />

5f.<br />

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