17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

verõffentlicht er einen mehrseitigen Bildbericht úber seinen Kuraufenthalt in<br />

Bõckstein/Badgastein unter dem Titel „Einiahrt in den Zauberberg" 194 . Dort berichtet er<br />

von der stockenden Arbeit an dem Roman und dem Versuch, der Fiktion durch reale<br />

Erfahrungen auf die Sprunge zu helfen.<br />

Burgers literarische Produktion hatte - bei alien unterschiedlichen Verkleidungen<br />

und Platzierungen (so ais Dorfschullehrer in Schilten, als Zauberer in Diabelli oder als<br />

abgehalfteter Germanist in Die Kùnstliche Mutter) immer wieder seine eigene Person<br />

und in zunehmendem MaBe auch seine Krankheit als Zentrum. Burger selbst bezeichnete<br />

das Schreiben als „eine lebensrettende - oder - verlângernde - LangzeitmaBnahme als<br />

Reaktion auf hõchste Notsituation (...). Wo Pharmaka und Psychopharmaka, die Spritzen<br />

und Kapseln nicht mehr weiterreichten, setzte meine Forschungsarbeit ein, die Frage war<br />

nur, ob zugunsten der Gesundheit oder des Romans" 195 .Da die Verarbeitung der eigenen<br />

Biographie als Textmaterial zum literarischen Verfahren Burgers gehõrt 196 , erscheint es<br />

sinnvoll, einige Angaben zu seinem Lebenslauf zu machen. 197<br />

Hermann Burger wurde am 10. Juli 1942 in Aarau, Kanton Aargau geboren. Er<br />

wuchs in bûrgerlichen Verhaltnissen auf. Ûber die traumatisierende Wirkung der<br />

mûtterlichen Erziehung ist in seinen Texten, insbesondere in der Kùnstlichen Mutter<br />

verstellt er sich nicht. Was weiss man inzwischen nicht ailes ûber seine Person! Wie er die Bobbahn<br />

hinunterfegt, im Heilstollen schwitzt, in die Intensivstation eingeliefert wird, und was auf dem Billetdoux<br />

seiner therapeutischen Freundin geschrieben steht. Manchmal mõchte man ihm geradezu in den<br />

Arm Mien, ihn am Reden hindern! (...) Im Hinblick auf Hermann Burger mûsste man wohl sagen, dass<br />

er den Medien (zu) viel verrat, ohne sich schreibend ganz nahe zu kommen" Pulver, 1989: S.324<br />

194 Tagesanzeiger Magazin Nr. 45, 7. November 1981<br />

195 Burger, 1986: 73<br />

196 Claudia Storz charakterisiert dieses Verfahren folgendermafien: „(...) Privates artistisch ins<br />

Àsthetische stilisiert. So bekrânzt er Einfaches mit Metaphern, Traurigkeit verbramt er skurril, und<br />

selbst den Absturz am SchluB fuhrt er in akrobatischer Volte vor. Dabei analysiert er sich laufend selbst,<br />

seinen Zwang zu Originalitãt, seine Fremdwõrtermanie, und findettriftige Grunde.(...) je mehr sich im<br />

vulgãren Leben die Erfahrungen, besonders die schlimmen, zu wiederholen beginnen, desto grõBer ist<br />

sein Wunsch, in der Kunst Niegesagtes und Unerhõrtes zu erleben. Doch in der Metasprache beklagen<br />

aile seine Texte die Unfahigkeit zu lieben." Storz, 1996: 9f.<br />

197 In der Sekundârliteratur steht mehrfach die Verknùpfung von Werkgeschichte und persõnlicher<br />

Geschichte des Autors im Vordergrund, so bei GroBpietsch:„Die Kùnstliche Mutter ist bis in die Details<br />

stark autobiographisch und, vor allem was die Personen angeht, noch weniger verschlûsselt als Schilten.<br />

Burger selbst schatzte zwar, der ,Anteil an ureigenst erlebter Biographie in seinen Bûchern betrage etwa<br />

10 Prozent". Eine der Betroffenen hingegen, seine Schwester, las den Roman „mindestens zu 90 Prozent<br />

als Biografie, auch da, wo die anderen Léser nichts Biografisches vermuten und das Erzâhlte mûhelos<br />

als Fiktion deuten." GroBpietsch: 152. Dagegen argumentiert Wûnsche, dass der Begriff<br />

,Autobiographesken" eher das Schreibverfahren Burgers kennzeichne: „es sind Sprachspiele mit mit<br />

autobiographischen Implikationen, die jenen Personen, die dem Autor nahe standen, mehr als<br />

Vexierung, denn als Ausdruck realer Verhâlmisse erscheinen mûssen." Wûnsche, 1998: 229<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!