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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Bergbesteigung auf der Suche nach Erkenntnis auf ein geradezu archaisches literarisches<br />

Bild zuriickgreift, das bereits im Alten Testament z. B. in den Bùchern Moses erscheint,<br />

bei Petrarcas Mont-Ventoux-Besteigung auftaucht und nicht zuletzt in Frischs eigenen<br />

frahen Werken erscheint. 186 Den Protagonisten von Max Frisch ist jedoch jede<br />

Transzendenz abhanden gekommen, denn „- daB es Gott gibt, wenn es einmal keine<br />

Menschen mehr gibt, die sich eine Schõpfung ohne Schõpfer nicht denken kõnnen, ist<br />

durch die Bibel und das Muttergottes-Fresko nicht bewiesen; die Bibel ist von Menschen<br />

verfaBt." (S.103) Der Mensch ist auf sich selbst verwiesen, eine Erkenntnis, die ihm zwar<br />

keinen Trost, dafiir aber Freiheit verschafft. 187<br />

3.5. Franz Bonis Alpen: Die Abschaffung der Alpen als Mythos<br />

Franz Boni wurde 1952 in Winterthur geboren. Nach einer kaufinânnischen Lehre<br />

arbeitete er als Gehilfe eines Eriïnders und als freier Handler und ist seit 1979 als freier<br />

Schriftsteller tátig. In seiner ersten Verõffentlichung, den 1979 erschienenen Erzãhlungen<br />

Ein Wanderer im Alpenregen, stehen Figuren im Mittelpunkt, die sich in ihrer<br />

Umgebung, sei es nun eine Stadt- oder Naturlandschaft, nicht wohlfuhlen und deren<br />

Ausbruchsversuche aus den unwirtlichen Orten zum Scheitern verurteilt sind. Die Alpen<br />

(1983) sind der zweite Teil einer Chronik aus den Jahren 1955 bis 1984, zu der auch die<br />

Bûcher Wie die Zeit vergeht und Allé Ziige fahren nach Salem gehõren. In Alpen<br />

scheinen zunâchst Titel und Inhalt nicht zueinander zu passen, ist doch die in dem Text<br />

dargestellte Topographie eine Stadt mit ausgestorbenen FuBgãngerzonen,<br />

ernsthaften Bergsteigens. Ob die Spieler dieses Spiels dies zugeben, hãngt davon ab, ob der Zeitgeist<br />

Nietzsches oder jener der 68er Generation herrscht." Oelz in der NZZ vom 5.16. November 1994<br />

186 Siehe Max Frischs Roman Jiirg Reinhart. Eine sommerliche Schicksalsfahrt (1934) und Antwort aus<br />

der Stille. Eine Erzàhlung aus den Bergen (1937)<br />

187 Das Ende der Erzàhlung wird in der Sekundãrliteratur hâufig negativ interpretiert. Als Beispiel sei<br />

hier Alexander Stephan zitiert: „Was sich als Erzàhlung iiber die jeden Menschen betreffende Erfahrung<br />

von Alter und Tod anlalit, weitet sich so zu einem Bild vom hoflnungslosen Anspruch der Menschheit<br />

auf Sinn und Ordnung aus. Radikaler hat sich der Schriflsteller Max Frisch noch in keinem Buch aus<br />

Zeit und Welt zuruckgezogen. Denn wer das Ende eines Individuums wie Herrn Geisers mit dem<br />

Untergang der Menschheit gleichsetzt, hat auch den oft beschworenen Satz von der „Kunst als<br />

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