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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Text abgehoben, bieten aber vielfáltige intertextuelle Bezûge zum Geschehen innerhalb<br />

der Erzâhlung und beleuchten die psychische Verfassung des Protagonisten. Die<br />

Ausziige, die von Naturkatastrophen in den Alpen berichten (S. 22, 23), relativieren fur<br />

Geiser das aktuelle Geschehen und versuchen, ihm die Brisanz zu nehmen, da sie auf eine<br />

Zukunft nach dem Ungluck verweisen:<br />

Kaum daB die verhãngnisvollen Schneemassen, die ihnen Herden, Wohnstatte und Angehõrige<br />

entrissen hatten, schmolzen, als auch die Uberlebenden schon neuen Mutes ihre Hiitten in<br />

Cozzera wieder aufbauten, gleich jenen, denen die Gluten des Vesuvs die Heimat zerstõrte und<br />

die, kaum daB das Ungeheuer den feuerspeienden Rachen schlieBt, auch schon wieder daran<br />

denken, ihre Wohnstatt von neuem auf der noch heiBen Lava aufzurichten. (S.23)<br />

Die Zitate aus der Genesis (S. 17) kontrastieren mit Ausschnitten aus dem Brockhaus<br />

iiber die Entstehung des Lebens auf der Erde und dokumentieren so die Zerrissenheit des<br />

Protagonisten zwischen einem christlich geprãgten Weltbild, das dem Menschen eine<br />

Sonderstellung innerhalb der Schõpfung einrãumt (S. 113), und einem aufgeklârten<br />

Determinismus, der den Menschen einreiht in die Naturgeschichte.(S. 28, S. 89) Der<br />

Verweis auf die Dinosaurier (S. 83-85), die eine Zeit lang die Erde bevõlkerten und dann<br />

ausstarben, stellen unausgesprochen eine Beziehung her zur Endlichkeit menschlicher<br />

Existenz. Zweimal erscheint die handschriftliche Notiz „Verwandlung von Menschen in<br />

Tiere, Baume, Steine etc. Siehe: Metamorphose/Mythos" (S. 35, 74), die ein Hinweis<br />

darauf sein kõnnte, dass Herr Geiser sich zunehmend von einem anthropozentrischen<br />

Weltbild entfernt und seine Abgrenzung gegenûber der mãchtig auf ihn einwirkenden<br />

Natur immer schwãcher wird. 181 Damit ist jedoch nicht nur Schrecken verbunden,<br />

sondern auch ein Erkenntnisprozess in Gang gesetzt. Das Zitat erinnert an das Fragment<br />

des Empedokles: „Ich war ja einst schon Knabe, Mádchen, Strauch, Vogel und aus dem<br />

Meere emportauchender Fisch." 182 Mit der psychischen Anverwandlung des Fremden ist<br />

181 Vergleiche Butler, 1983: S. lOlf: ,JFur Herrn Geiser wird das schõpferische Prinzip, das die von<br />

Menschen erdachten Mythen eben verkorpern, von der toten Gegenwelt der Fossile võllig ûberschattet.<br />

Denn dièse unterstreichen nicht nur die Belanglosigkeit der Menschheit, sondern relativieren wesentlich<br />

auch das ganze anthropomorphe Geschichtskonzept selbst. [...] Wie ein umgepolter Faust wird Herr<br />

Geiser durch solches Wissen buchstablich gelahmt". Meines Erachtens verkennt der Interpret hier<br />

Geisers ambivalente Haltung gegenûber seiner Erkenntnis.<br />

Empedokles, fr. 117, zitiert nach Hartmut Bõhme, 1989: 135<br />

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