17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Kõnig der Bernina" verknùpft in idealer Weise die Erwartungen an eine aus der<br />

Vermassung herausragende Fûhrerfigur mit einem Berggipfel, so daB sich Mensch und Berg<br />

gegenseitig in die Hone treiben. Ein unabânderliches „Schicksal" zwingt den Menschen zu<br />

einem Kampf mit der Natur, indem er mit seiner Landschaft metaphorisch verschmilzt - der<br />

Held ist ein „menschgewordenes Gebirge in seiner Schõnheit, in seiner Kraft und seinem<br />

geheimnisvollen Reiz. 162<br />

In Widmers verfremdeter Fassung wird keine Fiihrerfigur geschaffen, auch ist kein<br />

unabânderliches Schicksal am Werk, sondern die Problème entwickeln sich aufgrund von<br />

Missverstândnissen und Fehlentscheidungen. Das Kapitel wird mit einem Klischee<br />

eingeleitet:<br />

Wenn in Graubunden, im Engadin, in Samedan an einem kalten Winterabend die Sonne<br />

untergegangen ist, dann nehmen die alten GroBvater die Pfeife aus dem Mund und erzâhlen die<br />

Geschichte vom Kõnig der Bernina. (S.73)<br />

Diese feierliche Einleitung wird durch die lakonische Bemerkung konterkariert, dass der<br />

GroBvater wâhrend des Erzâhlens Kurtaxenbelege sortiert, d.h. er auf den Tourismus als<br />

Lebensunterhalt angewiesen ist. Seine Geschichte spielt in der Anfangszeit des<br />

Bergtourismus und handelt von einer jungen Frau, Ciglia Premont, aus Poschiavo.<br />

Anders als in dem Erfolgsroman von J. C. Heer liegt in Widmers Fassung der Akzent auf<br />

Ciglias Konflikt zwischen den traditionellen Lebensfonnen in den Bergen und der<br />

hereinbrechenden Moderne. Obwohl Ciglia bereits im Einflussbereich der<br />

Modernisierung aufwãchst - ihr Vater ist Stationsvorstand der Berninabahn - hat sie eine<br />

Vorliebe fur vormoderne Lebensfonnen. So fáhrt sie z.B. Meber mit dem Schlitten oder<br />

geht zu FuB, anstatt ein Auto zu benutzen. Die traditionellen und modernen<br />

Lebensfonnen werden auch durch die zwei Manner verkõrpert, die um Ciglia werben:<br />

durch den temperamentvollen Jãger Markus Paltram aus dem Engadin und den<br />

Transportunternehmer aus Tirol, Hans Gruber. Die Tragik der Ereignisse entwickelt sich<br />

daraus, dass Ciglia den Beruf des Jãgers nicht akzeptieren kann und sich fiïr den Falschen<br />

entscheidet, der - so will es die Ironie des Schicksals - heimlich wilder! Die<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!