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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Eigen- und Fremdraum im Laufe der Jahrhunderte abgeschwácht, wenn auch formal<br />

noch die Berge ais Fremdraum angesehen werden.<br />

Aufler diesen eher allgemeinen Betrachtungen zur dargestellten Topographie<br />

lassen sich jedoch anhand der untersuchten Texte auch Alpen-spezifische Aussagen<br />

machen. Zum einen ist die besondere Bedeutung, die dem Gotthard als „lieu de<br />

mémoire" in den Alpen zufallt, festzuhalten. Seine historische Bedeutung als Pass,<br />

„Wiege der Eidgenossenschaft" und als anvisiertes Réduit-Gebiet machen seine<br />

Thematisierung immer noch metonymisch fur eine Auseinandersetzung mit der Schweiz<br />

als Staat. Dies wird augenfallig in Wilhelm Tell fur die Schule, Die Kiinstliche Mutter<br />

und Die Alpen. Historische Ereignisse, die in diesem Zusammenhang als Kritik an der<br />

Schweiz genannt werden, sind die militârische Nutzung des Gebirges, der<br />

bevõlkerungsfeindliche Aspekt des Réduit-Plans und das militârische Vorgehen gegen<br />

streikende Arbeiter wâhrend des Baus des Gotthard-Tunnels 1872. An dieses zehnjâhrige<br />

Bauunternehmen wird in den drei Texten auch erinnert als friïhes Beispiel fur die<br />

Ausbeutung von Fremdarbeitern. Die Schlacht bei Nâfels, bei der eine geringe Anzahl<br />

von Schweizern eine õsterreichische Ûbermacht durch Auslõsung eines Erdrutsches<br />

besiegt haben, ist jedoch positiv konnotiert und wird augenzwinkernd als Beispiel dafiïr<br />

erwâhnt, dass die Natur es gut meint mit der Schweiz: so in Die Kiinstliche Mutter,<br />

Schweizer Geschichten und Wilhelm Tell fur die Schule. So lãsst sich zusammenfassend<br />

sagen, dass der Diskurs ùber die Alpen in der Schweiz, auch wenn er mit kritischen<br />

Untertõnen gefuhrt wird, nicht an identitãtsstiftender Kraft eingebiifît hat.<br />

Fur die alpine Geschichte wichtige historische Gestalten, auf die in Die Alpen und<br />

Die Kiinstliche Mutter verwiesen wird, sind Louis Favre als Ingénieur des Gotthard-<br />

Tunnels und General Guisan als Vertreter des Réduit-Plans. Sie verdanken ihren<br />

Erinnerungswert letztendlich der Tatsache, dass sie eine Umcodierung der<br />

Berglandschaft vorgenommen haben. Nicht iiber die Berge oder auf die Berge, sondern<br />

in das immer noch als auBerordentlich bewertete Berginnere fuhrte ihr Weg. Nicht<br />

umsonst lãsst auch Burger seinen Helden in dem Inneren des Berges verschwinden, um<br />

in dieser „Heterotopie" seine Genesung zu erwirken. In keinem der Texte wird die<br />

Erklimmung eines Berggipfels als herausragendes Ereignis dargestellt. Hierin lãsst sich<br />

ein deutlicher Unterschied zu frûheren Bergtexten z.B. zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

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