17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

feststellen. Eine Parodie auf das Gipfelerlebnis lesen wir in den Schweizer Geschichten<br />

(ein Gipfel voiler Touristen), in Die Kùnstliche Mutter (der Held klettert auf einen 13<br />

Meter hohen Granitblock). Auch bei Frisch und Geiser wird das Gipfelerlebnis als<br />

unbedeutend, dafur der Abstieg als Fiasko beschrieben. Dazu passt, dass die historische<br />

Gestalt, die im Zusammenhang mit Bergbesteigung zitiert wird, Edward Whymper heiflt:<br />

Er hatte nach der erfolgreichen Matterhornbesteigung beim Abstieg mehrere Gefâhrten -<br />

ob durch eigenes Verschulden sei dahingestellt - verloren. Konquistatoren-Verhalten<br />

eignet sich nicht mehr zur Identifikation und dass dieses Verhalten durch Misserfolg<br />

bestraft wird, passt in das defensivere Weltbild in Grunsee, den Schweizer Geschichten<br />

und Wilhelm Tell fur die Schule.<br />

Die Darstellung der Alpen erõffnet zudem einen literarischen Fundus, der von den<br />

Autoren fur intertextuelle Verweise genutzt wird. Sagenpassagen aus Joseph Milliers<br />

Sagen aus Uri finden sich in der Kùnstlichen Mutter und in Wilhelm Tell fur die Schule.<br />

Urs Widmer greift auf den beriihmten Bergroman von J.C. Heer Der Kõnig der Bernina<br />

zurûck. Bei Burger lassen sich zudem zahlreiche intertextuelle Spielereien mit Klassikern,<br />

die die Berg-Thematik enthalten, finden: mit dem Zauberberg von Thomas Mann, dem<br />

Tannhàuser von Richard Wagner, Goethes Faust II.<br />

Auch die Bergmetaphorik, eine Konstante in der Literaturgeschichte, hat<br />

anscheinend nicht an Aktualitãt und Aussagekraft eingebuBt. Dies zeigen besonders die<br />

Texte von Burger und Frisch: Ebenso hat sich das Stilmittel der Anthropomorphisierung<br />

trotz eines naturwissenschaftlichen Weltbildes gehalten. Auffállig ist zudem, dass in fast<br />

alien Texten das Meer als Gegenpol zu den Bergen erwahnt wird, mit der Konnotation<br />

eines Sehnsuchtsortes, der Weite im Gegensatz zur alpinen Enge vespricht: so bei<br />

Burger, Geiser, Hohler, Schriber, Widmer und Frisch. Die Alpen als ehemaliger<br />

Meeresboden - so ùberspûlen die aktuellen literarischen Alpentopographien der Schweiz<br />

deren Grenzen. Das Thema „Alpen" ist offensichtlich in der Schweizer Literatur noch<br />

lângst nicht abgehandelt, vielmehr scheint die Annahme begriindet, dass die<br />

Thematisierung dieser Topographie als fester Bestandteil einer Phânomenologie der<br />

Schweizer Literatur 227 angesehen werden kann. 228<br />

Dièse Terminologie geht auf Marianne Burkhard zuriick, die ihn in die Diskussion um eine<br />

spezifische Schweizer Literatur einfuhrt. „Gibt es eine Schweizer Literatur? Diese Frage ist auBerst<br />

komplex, weshalb eine einfache Antwort nicht nur schwertallt, sondern auch verzerrend wirkt. Wenn<br />

143

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!