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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Mehr ais der Umweltzerstõrung in den Alpen gilt das Interesse der Autoren der<br />

psychischen Verstõrung der Subjekte, der vereinsamten Croupier-Lini in Schneefessel,<br />

dem depressiven Privatdozenten in Die Kùnstliche Mutter, dem sich nur langsam seiner<br />

Homosexualitát bewusst werdenden Erzãhler-Ich in Griinsee, dem seine existientielle<br />

Verankerung verlierenden Herrn Geiser in Der Mensch erscheint im Holozãn und dem<br />

orientierungslosen Protagonisten Nowak in Die Alpen. Die dargestellten<br />

Bewegungsablãufe dieser Figuren in der Topographie spiegeln deren Richtungslosigkeit<br />

und belegen die These, dass „die Defizite symbolischer Raumorientierung entscheidend<br />

zu Identitatsverlusten" 226 beitragen: das Taumeln des Herrn Geiser und des Ich-Erzâhlers<br />

in Grùnsee, das wilde Herumtoben des Wolfram Schõllkopf auf dem Teufelsstein, seine<br />

Einfahrt in das Innere des Berges und die abschlieBende Raserei ins Tessin, sowie die<br />

stãndigen Umziige von Nowak zeugen davon, dass die Topographie nicht als Ort zum<br />

Verweilen dargestellt wird, da die Protagonisten von einer inneren Unruhe umgetrieben<br />

werden. Die Statik der Croupiers-Lini in Schneefessel stellt insofern keine positive<br />

Alternative dar, da sie aufgrund wirtschaftlicher Zwânge zur Immobilitát verurteilt ist.<br />

Eine Ausnahme ist in dieser Hinsicht die kleine Heldin in Die Steinflut, die ihren Zielort<br />

erreicht und dort lange Zeit bleibt. Die Handlung spielt jedoch im bãuerlichen Milieu des<br />

19. Jahrhunderts, so dass die Protagonistin noch nicht mit den Merkmalen der modernen<br />

Ortlosigkeit und psychischen Verunsicherung ausgestattet ist, sondern in ihrer intuitiven<br />

Sicherheit geradezu als Gegenbeispiel konzipiert ist.<br />

Der in die Literarisierung der Alpen seit dem 18. Jahrhundert aufgenommene<br />

Topos der Ankunft des Protagonisten aus dem Flachland in den Bergen lãsst sich auch in<br />

der zeitgenõssischen Literatur finden, so in Wilhelm Tell fur die Schule, Die Kùnstliche<br />

Mutter, Schweizer Geschichten und Griinsee. Die Berge haben zwar die Funktion eines<br />

Fremdraumes, jedoch nicht mehr mit der positiven {Connotation der Literatur des 18.<br />

Jahrhunderts. Die Protagonisten sind in der Hone ebenfalls ihren psychischen Schwáchen<br />

ausgesetzt und begegnen zudem auch dort den negativen Begleiterscheinungen der<br />

Zivilisation, in Form von Eigennutz {Wilhelm Tell fur die Schule), Militarismus und<br />

Engstirnigkeit (Die Kùnstliche Mutter), Umweltverschmutzung {Schweizer Geschichten<br />

und Grùnsee). So hat sich inhaltlich das Gegenuber von Kultur- und Naturraum als<br />

Ramin, 1994: 285<br />

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