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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Aufíallig sind auch die groBen Mengen an Alkohol, die insbesondere die<br />

GroBmutter und der Erzâhler konsumieren, um eine innere Balance aufrecht zu halten<br />

und die Lebensangst zu bekâmpfen. Der Arzt in der Familie hat keine Einwânde dagegen,<br />

Alkohol sei gut gegen die Angst, sagt er. Wãhrend des Skifahrens trinkt die Familie<br />

gerne Wein, der sonst so fôrmliche Vater kommt „nach den ersten Glãsern" in Fahrt, das<br />

Ende der Abfahrt gerát dank des „Kurvenõls" zu einer „allgemeinen Sturzfahrt" (S.56).<br />

Wâhrend seiner langen Spaziergánge kehrt der Ich-Erzãhler hãufig ein, um Fendant zu<br />

trinken und seinen Erinnerungen nachzuhangen. Sein Verhalten verãndert sich aber<br />

dadurch nach auBen nicht, er wird weder redseliger noch unsicher in seinen Bewegungen.<br />

Erst bei hochprozentigerem Alkohol zeigt er sich alteriert:<br />

Nach zwei, drei Glaschen Kirsch kann es vorkommen, daB auch ich plõtzlich zu reden beginne<br />

und nicht nurja sage;... (S.186)<br />

Die GroBmutter trinkt, als sie die Nachricht vom Tod ihres Enkels erhâlt, erstmal<br />

einen Cognac, und der Onkel betrinkt sich gemeinsam mit dem Erzâhler, bevor sie<br />

Pinggers Grab suchen (S.137). Da Gespráche tiber Gefuhle und Ãngste kaum mõglich<br />

sind, wird der Schmerz durch Alkohol betáubt, Auseinandersetzungen werden<br />

vermieden, auch bei heftigen Erschútterungen bleibt der Ich-Erzâhler leise und<br />

riicksichtsvoll. So endet das zentrale Kapitel „Zweiter Tag", das am lângsten ist und in<br />

dem von dem Selbstmord des Cousins berichtet wird, mit dem Bericht ûber das<br />

abendliche Trinkgelage mit seinen Freunden und seiner Ûbelkeit:<br />

Kniend fiber die Kloschussel gebeugt strecke ich mir den Zeigefinger in den Hals; ich wurge,<br />

ich erbreche fast nichts und mõchte alies herauskotzen kõnnen, lautlos, um die Schlafer nicht<br />

zu wecken.(S. 146)<br />

Im Grunde genommen bringt der Text aber eine erste Auflehnung gegen das<br />

Stillhalteabkommen zum Ausdruck, eine leise, aber sehr deutliche Anklage gegen die<br />

doppelte Naturzerstõrung in der Berg- und in der Seelenlandschaft der Menschen. Der<br />

Roman zeichnet sich dadurch aus, dass er die Verflochtenheit von ãuBerer und innerer<br />

Natur deutlich macht. In dem positiv codierten Naturraum Alpen treten infolge<br />

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