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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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der bevorzugte Oit, wo markierte Grenzen ûberschritten werden und neue<br />

Raumentwurfe entstehen.<br />

Im Laufe von kulturhistorischen Prozessen gewinnen bestimmte Orte innerhalb<br />

der kollektiven Karte aufgrund besonderer Ereignisse eine Bedeutung als<br />

„Gedachtnisorte", d.h. Orte, an denen sich Gedãchtnis oder Erinnerung materialisieren. 16<br />

Die Nennung dieser Orte in literarischen Texten kann eine funktionale oder symbolische<br />

Bedeutung erlangen, da sie bei dem Léser mit Geschichten und Ereignissen assoziiert<br />

werden. Aber auch Mythen und Sagen kõnnen einen Ort markieren und ihm einen<br />

zusatzlichen Verweischarakter verleihen. Umgekehrt werden in literarischen Texten auch<br />

metaphorische Orte geschaffen, die nient lokalisiert werden kõnnen, aber unter<br />

Umstânden auf eine reale Topographie verweisen. 17 Aufîerdem kõnnen Ráume in der<br />

Funktion von „Heterotopien" dargestellt werden. Damit gemeint sind Ráume, die im<br />

Gegensatz zu Utopien existieren, an denen jedoch andere Regeln gelten als in dem sie<br />

umgebenden Raum. Diese Heterotopien haben hãufig die Funktion von Entlastung oder<br />

Kompensation und verweisen damit auf Mangel innerhalb des realen Raumes. 18<br />

Der literarische Raum, der untersucht werden soil, sind die Alpen. Damit stehen<br />

die Raumsymbole Berge, Tãler, aber auch Hõhlen und bisweilen sogar das Meer und die<br />

Ebenen als symbolische Antonyme zum Gebirge im Vordergrund der Textbetrachtung.<br />

Úber die symbolische Bedeutung von Berg und Hõhle schreibt der Religionssoziologe<br />

Mircea Eliade:<br />

Der kosmische Berg bedeutet archaisch das Zentrum der Welt. Palãste, Kõnigsstadte galten als<br />

in der Mitte der Welt, auf dem Gipfel des Kosmischen Berges befindlich. „Die Besteigung eines<br />

Berges bedeutet immer eine Reise zum 'Zentrum der Welt'". Der kunftige Schamane ersteigt<br />

den kosmischen Berg auf seinen ekstatischen Reisen... Die Hõhle spielt eine bedeutende Rolle<br />

fiir den Initiationsritus. Die Hõhle ist Symbol eines Ûbergangs in eine andere Welt. Das<br />

16 Nora sieht den gesellschaftlichen Bedarf an Gedachtnisraumen als ein Résultat eines Verlustes von<br />

gelebter Erinnerung: „Wir erleben einen Augenblick des Ubergangs, da das BewuBtsein eines Bruchs<br />

mit der Vergangenheit einhergeht mit dem Gefuhl eines AbreiBens des Gedachtnisses, zugleich aber ein<br />

Augenblick, da dies AbreiBen noch soviel Gedãchtnis freisetzt, daB sich die Frage nach dessen<br />

Verkõrperung stellen laBt. Es gibt lieux de mémoire, weil es keine milieux de mémoire mehr gibt. Nora,<br />

1990:11<br />

17 Vilas-Boas nennt in diesem Zusammenhang die Stadt Jammers bei Otto F. Walter, Barbarswila bei<br />

Gerold Spath oder Ruch bei Reto Hanny. Vilas-Boas, 2000: 190<br />

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