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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Vulgarismen wie „die Granitspalte der Helvetia" (S.115). Die Schankwirtin des<br />

Bahnhofrestaurants in Gõschenen weist den Schõllkopf darauf bin, dass der Name<br />

Gotthard in Wirklichkeit auf die Mátresse Goda zuriickzufuhren ist:<br />

[...] der Gotthard ist weiblich, die Hospizkapelle Ecclesia sancti Godeardi, welche der<br />

Erzbischof von Mailand anno 1230 zu Ehren des heiligen Godehards, Bischof zu Hildesheim,<br />

weihen lieB, weil dieser wahrend einer Pilgerreise nach Rom auf der PaBhõhe des Mons<br />

evelinus Wunder vollbracht haben soil, verherrlicht in Wirklichkeit die Mátresse Goda da jene,<br />

gen Italien ziehend, auf wunderbare Weise verstanden hat, Genitalien zu Ziehen, auch und vor<br />

allem klerikale Genitalien; [...] (S. 122)<br />

Die Bergmetapher hat somit einen ambivalenten Charakter - sie wird mit Weiblichkeit<br />

assoziiert, die sowohl kalt und abweisend wie die Mutter, die Universitát, die Schweiz,<br />

als auch schiitzend und bergend, wie die Frauen im Heilstollen und die kunstliche<br />

Schwester Dagmar Dom, wirken kann. Diese wird z.B. mit einem Berggipfel<br />

gleichgesetzt: „Dagmar Dom, mit viertausendfônfhundertfîinmndvierzig Metem der<br />

hõchste Gipfel der Mischabelhõrner in den Walliser Alpen, kein Schreckhorn, nicht<br />

Eiger-Mõnch-und Jungfrau." 212<br />

Der Aspekt des Transits, mit dem der Gotthard seit Jahrhunderten verbunden ist,<br />

wird ebenfalls fíir die Therapiegeschichte des Privatdozenten hinzugezogen. Am Ende<br />

des vierten Kapitels verlásst der nach der Begegnung mit Dagmar Dom und dem Gang<br />

zu den Muttern sich selbst ais geheilt erklãrende Schõllkopf den Heilstollen: „Um zum<br />

SchluB zu kommen, Freunde: das Zauberwort, das den San Gottardo seit je umflorte,<br />

heiBt nicht Endstation, sondem Transit: Sic transit gloria Armundi. Alie, die sich je mit<br />

diesem kõniglichen Gebirge einlieBen, (...) hatten immer nur ein Ziel: den Gotthard zu<br />

passieren, zu durchstofien, hinter sich zu bringen." (S.238 f.) Mit einer Wortkaskade<br />

verabschiedet sich der Patient von den „Ersatzgouvernanten und Psychotechnikern der<br />

Heilstollengesellschaft", um sich „dem Leben" (S. 240) im Suden zuzuwenden. Die<br />

Gebirgstopographie hat damit ihren Dienst ais Aktionsort und Spiegel, ais<br />

Egotopographie fur den kranken Dozenten erfullt.<br />

212 Hier treibt der Autor sein Vexierspiel, indem er reale und erfundene Namen mischt. Zwar gibt es den<br />

„Dom" ais Bezeichnung fiir einen Berg, jedoch keinen Dagmar Dom.<br />

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