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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Abbruchháusern und Brachland um Rangierbahnhõfe. Eine Gebirgslandschaft sucht der<br />

Leser in dem Text vergebens. Damit wird der uberkommenen Gleichsetzung von<br />

Schweiz und Alpen radikal widersprochen. Und dennoch durchziehen den Text<br />

Anspielungen auf das Gebirge, das ais Teil der schweizerischen Topographie allerdings<br />

eine andere Rolle spielt, ais es die offizielle Imagologie vorgibt. Der Text verfolgt somit<br />

das Ziel eines sozialkritischen „Bildersturms". Franz Bonis Schweiz ist ein fínsteres<br />

kaltes Land, in dem nicht zu Hause sein kann, wer kein Geld besitzt. 188 Der Ich-Erzâhler<br />

Nowak, ein Kunstmaler im Alter zwischen 20 und 30, schildert Episoden aus zehn Jahren<br />

seines Lebens in der Schweiz zwischen den Jahren 1970 und 1980. Er stellt sich ais<br />

Aufienseiter dar, der ohne finanzielle Mittel, Beruf und festen Wohnsitz seine Umgebung<br />

wahrnirnmt. Er kann ais moderner Flaneur angesehen werden, eine literarische Figur, die<br />

im ubrigen symptomatisch fur die Literatur der achtziger Jahre ist. 189 Der Flaneur<br />

begegnet der Welt ais ein illusionsloser Beobachter, der an den Missstânden leidet, aber<br />

angesichts der nicht zu bewãltigenden Problème resigniert. Der Zusammenhang von<br />

Armut und Ortlosigkeit zieht sich ais roter Faden durch den Text. In der Einleitung heiBt<br />

es:<br />

Ich kam an in einer diisteren Zei, und duster ist mir die Stadt auch spãter erschienen. Ich besaB<br />

keinen Rappen, denn meine letzten Mittel waren auf der langen Anreise aufgebraucht worden.<br />

Ich schlich durch die dunklen StraBen, im Kopf eine Adresse, wo ich auf Kredit wiirde schlafen<br />

kõnnen. (S.7)<br />

In der Schlussszene zehn Jahre spãter hat sich fur den Ich-Erzâhler nichts geândert, die<br />

Menschen stehen ihm ebenso gleichgultig und kalt gegenuber, nur die Preise sind<br />

gestiegen. „Kein Bereich im Land, wo nicht katastrophale Zustânde herrschen." (S. 52)<br />

lautet sein Fazit. Dem Ortlosen bleibt die Haltung des Beobachters: „So werde ich durch<br />

Statthalter der Utopie" negiert." Stephan, 1992: 20. Ais so hoffhungslos kann m.E. das Ende nur dem<br />

erscheinen, dem es selber schwerfállt, sich von einem anthropozentrischen Weltbild zu verabschieden.<br />

188 Vergleiche Zingg,1992: 664: „Die Gelegenheitsarbeiter bereisen eine Schweiz, die nur Angst, Ekel<br />

und Verzweiflung zu bieten hat; sie wandern durch enge Taler und essen warme Suppen [...]: die<br />

Schweiz wird hier konsequent von unten her gesehen, vom Rande, von ihrer kalten Seite. Bereits die<br />

Existenz dieser Menschen ist Kritik an der Schweiz; ihre Darstellung braucht nicht mehr viele Worte zu<br />

verlieren, schon gar nicht kritische." Es wird deutlich, dass Boni mit der Wahl seiner Protagonisten mit<br />

einem Tabu in der eher burgerlich orientierten Literarurszene bricht.<br />

189 Siehe dazu Aeschbacher, 1997: 342ff<br />

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