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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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drehbaren Panzertiirmen zur Bestreichung der Schõllenen, von Urseren, Stõckli und Gutsch,<br />

sowie Infanteriekasematten auf dem Calmot und am Oberalp. (S.75f.)<br />

Dièse Sprachhaltung wird durch selbstreferentielle Ironie wieder gebrochen: so<br />

„baedekerte" (S. 75) Abgottspon und sie „erarbeiteten gemeinsam im Wechselunterricht<br />

die SchõUenen" (S.75). Auch der Stil der friihen Reiseberichte durch die Alpen, in denen<br />

der Landschaftseindruck iiberlagert war durch die vorangegangene Kunstrezeption, wird<br />

imitiert, wenn es heiBt: „Gigantisch, wie es auf dem Bild von Turner zu sehen war, tat<br />

sich die Teufelsklamm vor uns auf, die grauslichste aller Schluchten, die Viamala<br />

miteingerechnet" (S. 75). Weiter wird eine Anekdote uber das Felswandbild von Heinrich<br />

Danioth, das auf die Sage zur Errichtung der Teufelsbriicke anspielt (S. 78), referiert.<br />

Kurz danach vernehmen sie „ein seltsames Sirren in der Luft" (S. 79) und kommen auf<br />

Mõrike sprechen, der am Abend seines siebzigsten Geburtstags einen Harfenton gehõrt<br />

haben soil und das als Vorbote zu seinem Tod interpretiert hat. Fur den Fortgang der<br />

Handlung sind diese Informationen nicht von Bedeutung. Sie weisen vielmehr auf einen<br />

flieBenden Ûbergang von wahrgenommenen Zeichen in der Umwelt hin, die an andere<br />

Zeichen erinnern, so dass eine Mischung aus Faktizitát und Fiktionalitát entsteht, eine<br />

Art von Pararealitãt. Auffállig ist auch, dass sich in dieser „Wechselrede" zwischen<br />

Schõllkopf und seinem Begleiter die Redeweise nicht unterscheiden lásst, beide dozieren<br />

gleichermafien. Daraus lásst sich schlieBen, dass die Rede nicht zur Charakterisierung der<br />

Sprecher dient und auch nicht als Hinweis auf den Narzismus des Ich/Er-Erzãhlers zu<br />

lesen ist. 16 Auch geht es nicht darum, den Leser durch enzyklopãdisches Wissen ùber die<br />

Besonderheiten der Gotthardregion zu informieren. Vielmehr parodiert diese Rede einen<br />

im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten Erzâhlstil, der zum<br />

Beispiel die Prosa von Thomas Mann charakterisiert. 217 So entsteht eine<br />

Vergleiche GroBpietsch: „Alle Nebengestalten scheinen den Privatdozenten zu verstehen, obwohl er<br />

sich im Ausdruck nicht auf ihr Niveau herabbegibt, und antworten ihm in ãhnlicher Weise. Ware dieses<br />

Faktum von Burger unbeabsichtigt, mùBte man von einem groben literarischen Mangel sprechen. Es ist<br />

jedoch davon auszugehen, dafl der stark narziBtisch veranlagte Ich/Er-Erzahler sein eigenes Empfinden,<br />

so unter anderem die stândige Anlehnung an literarische Parallelen, auf andere Personen proiiziert "<br />

GroBpietsch, 1994: 152<br />

Auf die Parallelen zu Thomas Mann weisen zum Beispiel GroBpietsch (S. 152) und Wysling (S. 79)<br />

hin, ohne jedoch den parodierenden Charakter bei Burger herauszustellen.<br />

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