17.11.2013 Aufrufe

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

groBbùrgerlichen Familie und die Geschichte einer Typhusepidemie in dem mondânen<br />

Kurort Zermatt in den Alpen. Schon mit der Wahl des Themas - Krankheit in einem als<br />

„gesund" und „erholsam" ausgewiesenem Ort - ist die Absicht zu demaskieren enthalten,<br />

die jedoch nicht nur den õffentlichen, sondern auch den privaten Bereich betrifft. Die<br />

Alpen werden hier nicht nur als Schauplatz des Geschehens gewâhlt, sondern als<br />

natûrliches Gegenûber der Protagonisten dargestellt. So wie die Menschen die ãuBere<br />

Natur ausbeuten, um aus ihr mit Hilfe des Tourismus Profit zu ziehen, unterdrûcken sie<br />

ihre eigenen natùrlichen Bedùrfhisse, um innerhalb der bùrgerlichen Gesellschaft zu<br />

funktionieren. In einer ParaUelfuhrung von Natur und Gesellschaft wird jedoch gezeigt,<br />

dass die Ausbeutung und Unterdrúckung sich rãchen. Das Bergdorf wird von einer<br />

Epidémie heimgesucht, und die bûrgerliche Familie bricht auseinander. Es wird jedoch<br />

auch die Hofftiung formuliert, dass der Schaden vermieden werden kann, wenn die<br />

Menschen bereit sind, ihre Umgebung und ihre eigenen Bedùrfhisse auftnerksam<br />

wahrzunehmen. Dafiir ist aber nicht nur eine intellektuelle Bewusstheit vonnõten,<br />

sondern Sinneswahrnehmungen und Kõrpergedãchtnis mûssen ebenfalls zu ihrem Recht<br />

kommen. Literaturhistorisch gesehen gehõrt Grùnsee damit zu den Romanen, in denen<br />

die gesellschaftliche Auseinandersetzung den Weg iïber das Subjekt, das Erinnern und<br />

ùber die Autobiographie nimmt. Anna Stùssi nennt Grùnsee das diskrete Gegenstùck zu<br />

Mars , dem autobiographischen Roman von Fritz Zorn, der wie kein anderer in den<br />

siebziger Jahren Furore gemacht hat wegen seiner Anklage gegen die Moral der<br />

bùrgerlichen Mittelschicht in der Schweiz.<br />

Grùnsee steht fur Geiser am Anfang einer literarischen Entwicklung, die -<br />

erzâhltechnisch immer radikaler vorgetragen - die Botschaft hat, sich gegen die Normen<br />

der Gesellschaft zu erheben und „sich seiner jeweiligen Natur zu stellen", soil eine<br />

gesellschaftliche Verânderung stattfinden. 166 Hier Hegt auch die Aktualitát des Romans<br />

innerhalb einer õkologischen Débatte, die nach den Moglichkeiten eines von<br />

gesellschaftlichen Zwângen befreiten Lebens des Individuums fragt. Die Domestizierung<br />

des Subjekts spiegelt sich hier wider in dem Umgang mit der Natur.<br />

Geiser, 1974: 42<br />

Stiissi, 1978: 34-40<br />

Jacobsen, 1999: 136<br />

70

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!