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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Gestalt, bieten Schutz oder erzeugen Schaden und stellen damit eine ambivalente und fur<br />

die Erzâhltexte vielseitig verwendbare GrõBe dar.<br />

Wâhrend sich die deutliche Prãsenz der Alpenthematik in der zeitgenõssischen<br />

schweizerischen Literatur nicht in deren wissenschaftlichen Aufarbeitung widerspiegelt,<br />

ist hingegen die Entdeckung der Alpen als Hterarisches Thema im 18. Jahrhundert selJ<br />

gut erforscht. Hervorzuheben ist bier die Arbeit von Petra Raymond, die die<br />

Alpenreprãsentationen in der Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts mit der Darstellung der<br />

Berglandschaft in der Erzãhlprosa vergleicht. Sie kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass sich<br />

in die Reiseberichte zahlreiche literarische Topoi einschleichen 59 . Dazu gehõren religiose<br />

Empfindungen angesichts der Berggipfel und starke emotionale Erschutterung beim<br />

Betreten und Verlassen von schweizerischem Gebiet. Das Reisen zu FuB wird als<br />

Steigerung der Landschaftserfahrung und des Naturerlebnisses gepriesen. Mit zum<br />

Schreibrepertoire gehõrt auch die Darstellung einer Landschaft als Gemalde, dessen<br />

Asthetik sich an der englischen Gartenbaukunst orientiert. Vielfalt und Kontraste in der<br />

Landschaft, Sonnenauf- und -untergânge und insbesondere das Alpenglûhen zahlten zu<br />

den darstellenswerten Sujets. Der Vergleich der Berge oder Gletscher mit dem Meer war<br />

sehr beliebt und lieB Komposita wie Steinmeer, Eismeer und Wolkenmeer entstehen.<br />

Aber auch Vergleiche der Naturerscheinungen mit geometrisch-rãumHchen Figuren oder<br />

Bezeichnungen aus der Architektur waren gebráuchJich, die dann folgerichtig auf die<br />

GrõBe eines Schõpfers und Weltbaumeisters schlieBen HeBen. Die Metapher des<br />

Amphitheaters, in dem die Berge als Kulissen bezeichnet werden und der Reisende ein<br />

Naturschauspiel wahrnimmt, macht deutlich, in welch starkem MaBe im 18. Jahrhundert<br />

die Àsthetik der neuentdeckten Natur an den menschlichen Kultur- und Kunstleistungen<br />

gemessen wurde. 60 Auch die Anthropomorphisierung der Natur wurde in weitreichendem<br />

Umfang als Hterarisches Mittel eingesetzt, was dazu fiihrte, dass den Bergen nicht nur<br />

Hãupter, sondern auch andere Kõrperteile wie Schultern und Fusse zugesprochen<br />

wurden. Die Jungfrau im Berner Oberland war ein bevorzugter Gegenstand fur diese Art<br />

der Beschreibung, der unter Umstânden noch psychologisierende oder erotische Element<br />

„Es laBt sich sagen, daB aus der allmahlichen Formwerdung der Schweizer Landschaft im<br />

zettgenossxschen Bewufitsein und in der Reiseliteratur ein erstarrtes" bis heute" lien T^n noS<br />

wirksames Wahrnehmungs- und Darstellungsmodell hervorging. Raymond, 1993: 184<br />

CDUâ.. '. 153<br />

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