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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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3.6.2. Der Schauplatz ais Textgenerator<br />

Die Vorbemerkung im Buch „AUe Personen und Õrtlichkeiten dieses Romans<br />

sind frei erfunden, selbst dort, wo Namen aus der realen Topographie ûbernommen<br />

wurden" ist als eine juristische VorsichtsmaBnahme des Autors und gleichzeitig als<br />

ironischer Hinweis auf die erbitterten Reaktionen zu lesen, mit denen es der Autor nach<br />

der Publikation seines Romans Schilten zu tun gehabt hat 213 . Denn in der<br />

Romanhandlung wird die Topographie zum Mittel erklart, die psychische Verfassung des<br />

Helden zu spiegeln und dient ihm desweiteren auch als Aktionsort, aus dem ihm<br />

eventuell Heilung erwáchst. Das bedeutet aber, dass sich in der Darstellung des<br />

Schauplatzes Reales und Phantastisches mischen.<br />

Gõschenen hat aber dank der Technik der schleifenden Schnitte gegen mich noch nicht<br />

prozessiert. Hier fand ich die Teufelsschlucht und den Teufelsstein, der beim Bau der Alpen<br />

ubrig geblieben war, als Gott den Verleider an der Schweiz bekam. Hier war das ganze Gebirge<br />

mit Kasematten unterhõhlt, der neuralgische Punkt der schweizerischen Abschreckungspolitik,<br />

hierhin hãtte General Guisan im Zweiten Weltkrieg im Ernstfall die Armee gebracht und das<br />

Flachland mit Frau und Kind dem Feind uberlassen. Die Stratégie, des Schweizers liebstes<br />

Kind, die Armee zu retten, hieB „Réduit". Hier in diesem horriblen Klima, wo sich<br />

terroristische Wintereinfálle und -riickzuge abwechseln, sollte Schõllkopf zunãchst einmal<br />

restlos krepieren und mit der Militarverwaltung in Grafenort einen Zermûrbungskampf iiber<br />

den Wiedereintritt in den Heilstollen durchstehen. Hier zur Ganze scheitern, dann in den<br />

Heilungsprozefi. 214<br />

Unter der Technik der schleifenden Schnitte versteht Burger einen fur den Leser kaum<br />

merklichen Ûbergang von Realem zu Irrealem und umgekehrt, so dass eine Art von<br />

Pararealitat entsteht, die das wahre Gesicht der Welt zeigt. Burger bezieht sich dabei auf<br />

den Paul Celans Meridian der Kunst: „Man soil die Verhaltnisse, die der Schriftsteller<br />

213 Die Bewohner des Ortes Schiltwalds fuhlten sich durch den Roman verunglimpft und reagierten mit<br />

zornigen Leserbriefen. Schon damais wies Burger auf die Fiktionalitat der von ihm gewahlten<br />

Topographie hin, auch wenn sie aus realen Elementen zusammenkomponiert war. Seine ÀuBerung<br />

ahnelt der Erklârung zur Wahl des Gotthards als Schauplatz fur Die Kunstliche Mutter: „die reale<br />

Topographie in eine topographische Totenmaske gegossen. [...] Die Verlegung meiner Existenzkrise in<br />

den Krûppelwalrnkafig von Schilten war bereits eine hochgradige Verschlùsselung, ich konnte den Code<br />

nicht zusatzlich codieren." Siehe GroGpietsch, 1994: 51<br />

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