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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Hangendstrecke bauten, einer ârztlichen Vorhut also den Krieg erklãrt hatte, mitten im<br />

Gotthard. Erstens standen wir unter deutscher Besetzung, also ware dieser Schritt einer<br />

Ofíènsive gegen Hitler gleichgekommen. Zweitens waren durch innergebirgische Scharmiitzel<br />

samtliche Festungsanlagen an die Nazis verraten worden. Guisan muBte uns gewahren lassen.<br />

De jure, Herr Dozent, hatte der Fuhrer den Gotthard erobert, ohne einen Schritt Uber die<br />

Grenze tun zu mûssen. (S. 181 f.)<br />

Mit diesem Clou - Hitler im Gotthard und damit im strategischen und ideologisch<br />

iiberhohten Zentrum der Schweiz - endet der Exkurs, an den sich bereits im ùbernâchsten<br />

Absatz ein weiterer Exkurs uber den Morbus Bechterew anschlieBt. Die Abschweifung<br />

auf Grand eines Stichwortes kann so als eines der Kompositionsmittel des Romans<br />

angesehen werden.<br />

Ein weiteres lokalhistorisches Thema, das sich aus der Topographie ergibt, ist die<br />

Geschichte des Tunnelbaus durch Louis Favre, der 1872 mit dem Bau des Sankt-<br />

Gotthard-Tunnels begann und 1879 noch vor dessen Fertigstellung in Gõschenen<br />

verstarb. Favre wird im Roman auf den Seiten 43, 82, 104, 106, 163, 174, 181, 188 und<br />

189 erwâhnt; die Folgen des Tunnelbaus fur Gõschenen werden ausfîihrlich auf den<br />

Seiten 80-84 beschrieben. Zudem wird das Bahnhofsbuffet von Gõschenen, in dem einst<br />

der Heimatdichter Ernst Zahn als Wirt wirkte, erwahnt, was wiederum zum Anlass<br />

genommen wird, die von ihm geschriebenen Werke im Ansatz zu kommentieren, dazu<br />

die Speisen, die in dem damais berahmten Lokal serviert wurden und schlieBlich die<br />

Kommentare eines englischen Karikaturisten, sowie des italienischen Kõnigs und Carl<br />

Spittelers, der einmal dort zu Gast waren. Dieses inhaltliche Kuriositátenkabinett wird in<br />

nur zwei Sàtze verpackt, die sich uber zwei Seiten (S. 84-86) erstrecken. Hier wird<br />

anschaulich vorgefuhrt, wie aus der Erwâhnung eines Lokals Erzâhlstoff hervorgezaubert<br />

wird, ohne an die kommunikative Bedeutung zu denken.<br />

Neben der Lokalhistorie als Stoff, der aus der Topographie entsteht, wird auch<br />

geologisches, medizinisches und technisches Wissen als Erzahlmaterial verwendet. Da<br />

sich das Schreibverfahren in seiner Lust an Neologismen, Fachtermini, fremdartig<br />

klingenden Namen, witzigen Pointen und Kalauern wiederholt, soil hier nicht weiter<br />

darauf eingegangen werden. Charakteristisch fur die Prosa Burgers ist jedoch auch der<br />

Rekurs auf andere literarische Werke, die er teils explizit, teils kaschiert in seine Texte<br />

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