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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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121 ff), Frisch lãsst den habsburgischen Ritter fragen, „ob es in diesen Tálern viel Inzucht<br />

gebe" (S. 409), da ihm die Bewohner dieser Gegend als sehr merkwiirdig in Aussehen<br />

und Verhalten erscheinen.<br />

Ein besonderes Charakteristikum der Alpenbewohner ist bei Frisch die<br />

Fremdenfeindlichkeit und das groBe Misstrauen gegeniiber alien, die von auBerhalb<br />

kommen.<br />

Fragte er unterwegs einen Hirten nach dem Wetter, so redetet dieser plõtzlich mit seinem Vieh,<br />

schlug mit einem Stock auf das stumme Vieh, um es weiterzutreiben, und blickte nach einer<br />

Weile zuriick, als gehe es einen fremdenFõtzel nichts an, das Wetter in Uri. So ritt er tagelang<br />

ohne jemand anzusprecben. (S. 415)<br />

Der Ausdruck „Fotzel" fur Auslânder kommt in dem Text an mehreren Stellen vor (S.<br />

408, 412, 415). Der „hõfische Ritter" aus dem Habsburgischen (S. 416) ist von dem<br />

unhoflichen Verhalten der Hirten ihm gegeniiber hõchst befremdet. In der FuBnote 13<br />

auf Seite 417 folgt eine Erklârung des Autors, die deutlich macht, mit welcher<br />

pointierten Schârfe er die aktuelle Schweiz an ihren empfindlichen Stellen trifft und<br />

wieso es verârgerte Reaktionen auf das Buch gab 152 :<br />

Fõtzel ist in der Innerschweiz heute noch, trotz Tourismus, ein gebrauchlicher Ausdruck; er<br />

bezeichnet eine apriori-Minderwertigkeit des Auslanders. [...] Die bauerliche Xénophobie, vor<br />

allem in engen Tãlern ein natiirliches Phanomen, ist trotz Fremdenverkehr (1964: 32 325 000<br />

Ubernachtungen auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft) keineswegs verlorengegangen;<br />

Devotheit gegeniiber dem Auslânder, sofern er zahlungstiichtig ist, steht nicht im Widerspruch<br />

zur schweizerischen Eigenart. (S. 417)<br />

Im Zusammenhang mit einer Fremdenfeindlichkeit, die aber doch nichts gegen gute<br />

Gescháfte hat, wird der Gorthard erwáhnt, als wichtiger Handelsweg und unentbehrliche<br />

So schreibt zum Beispiel Hermann Burger: „Frisch weiss, dass er als russischer Staatsangehõriger<br />

nicht sagen diirfte, was er hier sagen darÇ und eben deshalb verteidigt er diese Freiheit nicht als Ideal,<br />

das man von Zeit zu Zeit mit dem Staublumpen abwischt, sondern er schatzt sie hoch genug ein, um<br />

immer wieder von ihr Gebrauch zu machen, bis zur Grenze der radikalen Verkurzung, die - nimmt man<br />

die gegenwartsbezogenen Fussnoten im Wilhelm Tell fur die Schule ernst - allerdings manchen<br />

verârgert, der an diesem Autor zu schãtzen weiss, dass die sorgfaltige Analyse meistens vor der Pointe<br />

kommt." Burger, 1972: 748<br />

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