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DIE ALPENIM BUCH AUSBLICKE AUF EINE TOPOGRAPfflE IN ...

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Ich kann mir meine Mutter, die, solange ich sie kenne, ãngstlich war und Schwindelanfalle<br />

hatte, heute nur noch schwer als Bergsteigerin vorstellen: Angst und Schwindel, behauptet sie,<br />

habe sie erst bekommen, nachdem sie mich geboren habe; ich ware also schuld. (S.147)<br />

So unauffállig und diszipliniert sie Ski fáhrt, ist sie auch gekleidet. Sie tragi eine<br />

schwarze Windjacke und eine Pelzmutze und friert haufig. Anders als die Grofimutter hat<br />

sie nichts Bergendes an sich, sie kann ihre Rolle als Mutter weder emotional noch<br />

intellektuell wahrnehmen. Als eine exemplarische Szene wird die Unterweisung in die<br />

lokale Géographie beschrieben, wâhrend der die Eltern den Kindern die Namen der<br />

Berge nennen und diese sie wiederholen mussen. Die Bennenung der Berge reicht jedoch<br />

nicht aus, um ihnen einen Sinn zu verleihen und um den Umgang mit ihnen zu vermitteln.<br />

Der Umstand, dass ihre Ehe nicht glucklich ist, wird nicht weiter ausgefuhrt, nur<br />

insofern angedeutet, als dass sie ab einem bestimmten Zeitpunkt die Ferien nicht mehr<br />

mit ihrem Mann verbringt, sondern alleine - in Begleitung des Skilehrers - Ski fáhrt, der<br />

ihr das Gefuhl von Sicherheit gibt. Mit Disziplin und Ausdauer bewãltigt sie die<br />

Abfahrten, so sehr mit diesem Programm beschaftigt, dass sie dabei beinahe verungluckt,<br />

weil sie nicht bemerkt, dass sie Fieber hat. Nur durch das Winken ihrer Kinder wird sie<br />

auf eine Gletscherspalte aufmerksam:<br />

Wir riefen, schrien, aber Mutter hõrte uns nicht; erst als wir mit den Skistõcken, mit groBen<br />

Armbewegungen winkten, blieb sie im letzten Moment am Rand des Mundwinkels stehen und<br />

winkte zuriick....<br />

Nachtraglich sagte sie, den ganzen Tag lang sei sie wie in Trance Ski gefahren; võllig gefuhllos<br />

und willenlos habe sie sich kaum zum nãchsten Schwung entschlieBen kõnnen - die Skier seien<br />

einfach weitergeglitten, wie von alleine. (S.163)<br />

Anders als die GroBmutter ist die Mutter nicht in der Lage, alleine gut fur sich zu sorgen.<br />

Ihre Beziehung zum Ich-Erzâhler ist gekennzeichnet durch Angst und Schuldzuweisung,<br />

ihr fehlt die Vitalitãt, die auch dem Kind Mut zum Leben machen kõnnte.<br />

Auch die Beziehung des Erzahlers zum Vater wird nicht als positiv beschrieben.<br />

Zwar erwâhnt er dessen ruhige und uberlegte Reaktion auf Krankheiten, seine berufliche<br />

Kompetenz als Arzt, im Umgang mit seinen Kindern erweist er sich jedoch eher als<br />

hilflos: Als er dem plárrenden kleinen Bruder des Erzâhlers eine Ohrfeige geben will und<br />

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