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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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darin Erfahrung hatte sammeln können. <strong>Die</strong> wenigen Freunde, die ihm verbleiben<br />

müssen gerne zu ihm kommen wollen, und nicht nur aus Mitleid, dass er jetzt allein<br />

lebt, weil sie sonst das Interesse an ihm verlieren. Auch wenn er körperlich noch in<br />

der Lage ist, Besuche zu machen, wird es ihm immer schwerer fallen, diese auch<br />

durchzuführen. Er vereinsamt! Ich habe es sogar erlebt, dass extrovertierte Männer,<br />

die ihre Leben lang von sich sehr überzeugt waren, in solchen Situationen depressiv<br />

werden, weil sie jetzt allein leben und ihr Leben allein gestalten müssen. Eine neue<br />

Partnerschaft könnte in diesen Situationen heilsam sein.<br />

<strong>Die</strong> Erklärung für das unterschiedliche Verhalten von Männern und Frauen in dieser<br />

Hinsicht liegt darin, dass Männer keine Freunde haben. Sie haben höchstens Kumpel,<br />

Genossen, Gefährten, Arbeitskollegen, also Männer, mit denen sie sich über<br />

Sport, Politik, Beruf, eventuelle Sausen (Feste) usw. unterhalten und die beiden effektivsten<br />

Zeitvernichter, wie Ralf Bönt es nennt, Biertrinken und Fußballgucken praktizieren,<br />

aber nicht über eigene Gefühle, Empfindungen und Ängste, im Gegensatz<br />

zu den Frauen, die das pflegen. Aber das war schon immer so. Bereits der griechische<br />

Komödiendichter Menander (gestorben ca. 292) behandelte in seinen vielen<br />

Komödien auch dieses Thema. Dabei sind die Männer die Kämpfer, sie denken immer<br />

an den Kampf, den Krieg, und die Frauen sind häufig die Leidtragenden, die das<br />

Leid fühlen und die Angst empfinden. Ralf Bönt schreibt in seinem Buch: „Das entehrte<br />

Geschlecht“:<br />

„Zeitvernichter werden von Menschen benötigt, die überflüssig sind. Offenbar<br />

ist der Mann am Wochenende und am Abend überflüssig. …Seinen Körper<br />

benutzt es wie sein Auto, seinen Rasierer oder eine Flachzange. Das hat<br />

fürchterliche Konsequenzen nicht nur im Bett. Zum Arzt geht der Mann nicht.<br />

Wenn er krank ist, arbeitet er solange wie möglich weiter…Zur Vorsorge geht<br />

er schon gar nicht. Er wird schon nichts haben, denkt er, was so schlimm ist,<br />

dass er sich deswegen untersuchen und helfen lassen muss. So stirb er früher<br />

als die Frau.“<br />

Männer gehen dann zum Arzt, wenn sie eine akute Erkrankung befürchten jedoch<br />

selten zu Vorsorgeuntersuchungen, sie sind so genannte Vorsorgemuffel.<br />

Auch später wollen die Männer im mittleren Alter vital und jung bleiben, fit sein, frisch<br />

aussehen und Manneskraft ausstrahlen – sie nehmen sich zum Beispiel 20 bis 50<br />

Jahre jüngere Frauen - , auch wenn ihnen nicht so wohl zu mute ist. Viele Männer<br />

wollen Leistung und Härte demonstrieren. Nicht der Weg ist bei ihnen das Ziel, denn<br />

wichtig ist ihnen allein nur das Ziel. Männer sollten liebevoller mit sich umgehen, so<br />

wie es bei den Frauen häufiger der Fall ist.<br />

Kommunikation ist für Männer in stärkerem Maß ein Mittel zur Herstellung von Rangordnungen.<br />

Entsprechend vermeiden sie es, über ihre Probleme zu reden, weil sie<br />

dies als das Eingeständnis von Schwäche empfinden. Frauen dagegen sind auf Herstellung<br />

gleichrangiger Beziehungen aus und nutzen das Gespräch über Sorgen und<br />

Probleme gern als Bindeglied. Außerdem klatschen und Tratschen Frauen gern, weil<br />

es für ihr Seelenheil wichtig ist. Männer dagegen klatschen nur, wenn das Thema<br />

schon jedem bekannt ist. Sozialforscher haben festgestellt, dass das menschliche<br />

Gehirn Klatsch und Tratsch länger speichert als sachliche Informationen. Sie sind<br />

sogar der Meinung, wer richtig Klatscht, wird es in seinem Leben weiter bringen, als<br />

diejenigen, die es nicht tun! US-Forscher haben festgestellt (2012), dass Frauen redseliger<br />

sind als Männer. Frauen haben im Gehirn mehr von dem Protein Fox P2,<br />

dass für die Redseligkeit verantwortlich ist.<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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