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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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die letzte Phase der Ablösung der Kinder von den Eltern, worunter beide, Kinder wie<br />

Eltern, leiden, ohne dass es ihnen immer so bewusst wird. Besonders schwer fällt<br />

der Ablösungsprozess bei Mutter und Sohn – das Empty-Nest-Syndrom -. Sohn will<br />

einerseits weg, aber möchte andererseits auch gern bleiben, und die Mutter stimmt<br />

zwar intellektuell zu, weil sie dies für eine natürliche Entwicklung des Menschen hält,<br />

aber emotionell will sie den Sohn zurückhalten. Man kennt Situationen, wo es nicht<br />

natürlich gelaufen ist: Der 45-jährige Chefarzt eines Krankenhauses wohnt noch bei<br />

seiner Mutter, und diese ist dagegen oder kann es sogar verhindern, dass er eine<br />

Frau, die er liebt, heiratet – das Full-Nest-Symdrom -. Außerdem kennt man in der<br />

psychologischen Forschung noch die so genannten Boomerang-Kids. Hierbei handelt<br />

es sich um Kinder, die zwar erstmals ausziehen, sie kommen aber nach dem<br />

Studium, der Ausbildung usw. wieder zurück zu den Eltern.<br />

Hier spüren die Eltern das erste Mal, dass es in der Familie ruhiger geworden ist, sie<br />

spüren die Ruhe, die zur Einsamkeit werden kann.<br />

In der ersten Zeit der Ablösung vom Elternhaus werden die Kinder zunächst allein,<br />

später mit Ehepartner und dann mit Enkelkindern den Kontakt zu den Eltern suchen.<br />

<strong>Die</strong> Eltern werden sich dann mehr mit ihrem eigenen Freundeskreis beschäftigen.<br />

Sie suchen einen Ausgleich zu den eigenen Kindern. Doch im Laufe der Zeit, wenn<br />

die Kinder ihren Geburtsort verlassen und vielleicht weit weg ziehen, ändert sich das<br />

weiter. <strong>Die</strong> Kinder haben sich in ihrer <strong>neuen</strong> Heimat, wo sie beruflich tätig sind, mit<br />

ihren Familien einen eigenen Freundeskreis, eine neue Heimat, aufgebaut, wo die<br />

eigenen Eltern nur noch selten dazu gehören, zumal sie ja außerdem noch weiter<br />

weg wohnen.<br />

In späteren Jahren beginnt der Freundeskreis der dann <strong>Alten</strong> sich zu dezimieren,<br />

weil der eine oder die andere Gleichaltrige stirbt. Neue und jüngere Freunde schaffen<br />

sich alte Menschen sehr selten an. Meistens versuchen sie frühere Freundschaften,<br />

die im Laufe des Lebens verloren gegangen sind, wieder aufzunehmen. <strong>Die</strong> Folge<br />

ist, dass die Einsamkeit zunimmt, zumal die Eltern Rentner sind und oft keine Tätigkeit<br />

mehr ausüben.<br />

Der entscheidende Schritt zur Einsamkeit ist gegeben, wenn dann ein Ehepartner<br />

stirbt, oder die Ehepartner sich scheiden lassen. Zurück bleibt ein Ehepartner, der<br />

jetzt ganz allein ist. Ist es die Frau, dann kann sie noch versuchen ihren ehemaligen<br />

Freundeskreis aufrechtzuerhalten, denn sie war es meistens in der Ehe, die die Kontakte<br />

zu den Freunden pflegte. Ist es jedoch der Ehemann, der übrig bleibt, dann tut<br />

der sich besonders schwer, die Kontakte zu den Freunden zu erhalten, da er dies<br />

meistens seiner Ehefrau überlassen hat. Zurück bleiben ein alter Mann oder eine alte<br />

Frau.<br />

<strong>Die</strong> meisten allein lebenden alten Männer oder Frauen haben auch nicht mehr die<br />

Beweglichkeit, die Reiselust und den Veränderungsmut, den sie früher einmal hatten,<br />

nach dem Sprichwort:<br />

„Einen alten Baum verpflanzt man nicht!“<br />

Sie sind jetzt im Alter einsam und diese Einsamkeit verstärkt zusätzlich die Unbeweglichkeit<br />

sowohl im körperlichen wie im geistigen Verhalten, so dass die Einsamkeit<br />

noch weiter fortschreitet! Sie ziehen sich zurück auf ihre eigene Wohnung und<br />

sind dann sehr schwer herauszubekommen, sie igeln sich gewissermaßen ein, werden<br />

zum Eigenbrödler!<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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