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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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Bewohner des Klosters, wenn es von den Gästen gewünscht ist. Gewissermaßen<br />

eine Reise in das eigene Innere.<br />

<strong>Die</strong>se klosterähnliche Situation kann man sich natürlich auch selbst schaffen, wenn<br />

man seinen Urlaub entsprechend gestaltet. Einfacher ist es im Kloster, weil der entsprechende<br />

Rahmen vorgegeben ist und man schwer ausbrechen kann, wenn man<br />

sehr gestresst ist. <strong>Die</strong> Selbstgestaltung fällt deshalb so schwer, weil man auf eingefahrene<br />

Gewohnheiten verzichten muss. Das Schwerste könnte in heutiger Zeit der<br />

zeitweilige Verzicht auf Auto, Fernseher, Laptop und Handy sein. Man ist für ein paar<br />

Wochen nur sehr schwer telefonisch erreichbar, abgekoppelt von allem, was Stress<br />

verursacht, wenn man das auch zunächst nicht einsieht, weil ständige Verfügbarkeit<br />

den Menschen krank macht, speziell depressiv. Der amerikanische Multimillionär Rockefeller<br />

sagte und ist sehr stolz darauf:<br />

„Mein größter Luxus in meinem Leben ist, dass ich nicht immer erreichbar bin.“<br />

Leider sind heutzutage solche „Rockenfeller“ in unserer Gesellschaft äußerst selten!<br />

Gestaltet man einen solchen Urlaub allein mit sich und der Familie, so hat man Zeit<br />

für seine Familie und die Familie für einen selbst. Auch für alte Menschen, die keine<br />

Familie mehr zu versorgen haben ist ein solcher Urlaub im Kloster ein Kontrast zum<br />

sonstigen Leben und vermittelt neue Zielsetzungen und Motivationen.<br />

Kreuzfahrten<br />

<strong>Die</strong> englische Schriftstellerin Virginia Ironside schreibt.<br />

„Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe keine Lust, mich auf einem<br />

schwimmenden Gefängnis mit einer Horde krückenschwingender Mumien einsperren<br />

zu lassen. Mit Menschen meines Alters.“<br />

Zukunft einer stark alternden Bevölkerung<br />

Welche Folgen ergeben sich für unseren Staat, wenn die <strong>Alten</strong> die größte Gruppe<br />

sind und die Zahl der Jungen noch weiter zurückgeht? Wir erleben dann den Übergang<br />

von der Industriegesellschaft zur postsäkularen <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

(nach Klaus Dörner), eine Veränderung, in der wir uns jetzt schon befinden. Der französische<br />

Philosoph Michel Onfray meint, dass das Ende des vorchristlichen Zeitabschnitts<br />

und der Beginn des nachchristlichen Zeitabschnitts in eigenartiger Weise<br />

ähneln. Eine keinesfalls vollständige Anzahl von Veränderungen, die sich jetzt schon<br />

abzeichnen, soll hier aufgeführt werden.<br />

Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel wird sich verlangsamen. <strong>Die</strong> Bereitschaft,<br />

Neues anzunehmen und auszuprobieren wird in breiten Bevölkerungsschichten<br />

abnehmen. Weil die Jungen dann weit in der Minderheit sind, wird es ihnen nicht<br />

mehr gelingen, wegen ihrer geringen Anzahl in der Bevölkerung, diese in Bezug auf<br />

Aufgeschlossenheit und Experimentierfreudigkeit mitzureißen. Man kann das jetzt<br />

schon erkennen an dem Widerstand in Deutschland antiquierte politische, gesellschaftliche<br />

und soziale Strukturen zu reformieren.<br />

Grundsätzlich wird die hohe Beweglichkeit sowohl räumlich als auch funktional abnehmen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Alten</strong> werden mehr an den gewählten Plätzen verharren und auch die<br />

Urlaubs- und Reiseziele werden nicht mehr die große weite Welt sein, sondern die<br />

Länder der EU und Deutschlands.<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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