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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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Auch die <strong>Alten</strong> werden den Konsum pflegen, um ein angenehmes Leben zu führen,<br />

doch die ursprüngliche Strahlkraft des Konsumierens wird sich vermindern.<br />

<strong>Die</strong> Sorgen der <strong>Alten</strong> um Kinder und Enkel werden abnehmen. Mit dem starken Anstieg<br />

des Anteils von Haushalten, die kein oder nur ein Kind haben, nimmt auch die<br />

Zahl der Menschen, die ohne Enkel bleiben, zu. Ein weiterer Effekt ist, dass die Menschen<br />

zunehmend mehr keine Geschwister, Onkel, Tanten, Neffen, Nichten, Cousins<br />

und Cousinen haben. Langfristig wird die Familie im kleinen und großen Bereich<br />

nicht mehr die Bedeutung der Keimzelle unserer Gesellschaft haben. <strong>Die</strong> <strong>Alten</strong> werden<br />

ihre notwendigen Sozialkontakte und Geborgenheit in anderen Formen als der<br />

Familie, also in frei gewählten Beziehungssystemen, zu suchen haben. Der Vorteil<br />

ist, dass die <strong>Alten</strong> dann in der Herstellung und Pflege solcher Kontakte geübt sind<br />

und sich daher von großen Teilen der heutigen <strong>Alten</strong> unterscheiden. <strong>Die</strong>se Sozialkontakte<br />

können einen Familienersatz darstellen und auch belastbar sein.<br />

Eine religiöse Renaissance ist nicht zu erwarten. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>sseitigkeit der Gesellschaft<br />

wird sich vermutlich fortsetzen. <strong>Die</strong> Welt entwickelte sich aus der Atomvorstellung<br />

des altgriechischen Naturphilosophen Demokrit und verläuft über Epikur, Lukrez,<br />

Gassendi, Copernikus, Spinoza, Newton, Kant, Darwin bis zur heutigen Urknallhypothese<br />

des belgischen katholischen Priester Abbé G. F. Lemaître 1927, Präsident der<br />

Päpstlichen Akademie. Es scheint das christliche Weltbild langsam abzulösen. So<br />

äußerte sich jedenfalls der Professor für katholische Missionswissenschaft an der<br />

Universität Münster, Giancarlo Collet, im Jahr 2000 auf einer internationalen Studienwoche,<br />

dass das Christentum in Europa keine große Zukunft mehr habe. Der<br />

französische Philosoph Michel Onfray (geb. 1959) meint, dass man sich einem christlichen<br />

Atheismus hinwenden wird ohne Gottesbezug mit den christlichen Idealen, wie<br />

Nächstenliebe, Vergebung der Sünden, Großzügigkeit, Mitgefühl, Barmherzigkeit,<br />

Dankbarkeit, Mäßigung usw. Der Religionssoziologe an der Universität Münster Detlef<br />

Pollack sagt:<br />

„Das Christentum wird nicht verschwinden, es wird sich aber auf einem niedrigen<br />

Niveau stabilisieren.“<br />

Diskutiert wurde auf dem alternativen Katholikentag in Mannheim 2012 u. a.:<br />

„Hat im vorigen Jahrhundert die Kirche die Arbeiter verloren und wird sie in<br />

diesem Jahrhundert die Frauen verlieren?“<br />

Prof. Klaus Dörner schreibt:<br />

„…die Industriegesellschaft hätte …ihr Versprechen nicht halten können, dass<br />

der Mensch genug Sinn für sein Leben allein in sich selbst findet. Vielmehr<br />

habe sich gezeigt, dass wir dafür weiterhin auch des Anderen bedürfen, egal,<br />

ob es sich dabei um den anderen Menschen handelt oder um Gott oder um<br />

eine Mischung von beiden.“<br />

<strong>Die</strong> Einkommenserzielung und Vermögensbildung wird sich immer mehr auf den individuellen<br />

Lebenshorizont beschränken. Es entfällt die Vorsorge für Nachkommen<br />

und sowohl für Gründung als auch für Fortsetzung von Familienunternehmen. Sie<br />

werden zurückgehen und vorhandene werden untergehen. Eine kinderarme alternde<br />

Bevölkerung ist kapitalintensiv und muss es sein, wenn sie nicht verarmen will.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung unserer Bevölkerung hat eine Auswirkung auf das Wohnen. <strong>Die</strong><br />

Wohneigentumsquote wird spürbar steigen. <strong>Die</strong>se Entwicklung wird durch sinkende<br />

Baulandpreise gefördert. Auch werden kleine und ungünstigere Orte aufgegeben.<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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