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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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Das erste Lernen war für mein Wissen und Können in beruflicher und kultureller Hinsicht<br />

und ganz allgemein zur Bewältigung meines Lebens wichtig. Es kann sehr interessant,<br />

aber auch mit viel Mühen verbunden sein, da man im Augenblick des Lernens<br />

nicht weiß, ob und wann man das Gelernte einmal benötigt.<br />

Bei dem zweiten Lernen geht es um die Bewältigung eines Problems, das für mich<br />

wichtig ist, weil ich sonst nicht das Handy benutzen und die Flugreise nicht durchführen<br />

kann. Hier ist die Anwendung des Gelernten sofort sichtbar. Bei diesem Lernen<br />

geht es in erster Linie nicht darum, irgendeinen Wissensstoff zu speichern, sondern<br />

die Voraussetzungen für eine direkt anstehende Anwendung zu schaffen.<br />

Lernen ist Training des Gehirns. Dabei werden zwischen den Gehirnzellen, den Neuronen,<br />

neue Dendritenverbindungen hergestellt und auch neue Gehirnzellen gebildet.<br />

Das Gehirn wird aktiviert für neue Herausforderungen. Ähnlich dem Muskel, wenn<br />

man ihn trainiert. Der junge und der Mensch im mittleren Alter trainiert sein Gehirn<br />

durch Lernen, wenn er die Herausforderungen des Lebens bewältigen will. Er lernt,<br />

im Bewusstsein gelernt zu haben. Unser Gehirn ist für Lernen optimiert. Es schüttet<br />

beim Lernen Dopamin aus. Es sorgt für ein Gefühl der Befriedigung. Es steigert die<br />

Wachheit, Neugierde, Lernvermögen, Phantasie und Kreativität.<br />

Der alte Mensch ist den täglichen Herausforderungen des Lebens entwachsen und<br />

erledigt viele Probleme durch seine langjährige Erfahrung. Seine Orientierung ist<br />

häufig vergangenheitsbezogen und selten der Zukunft zugewandt. Dadurch trainiert<br />

er sein Gehirn durch Lernen nicht mehr so wie in früheren Zeiten. Sein Gehirn verkümmert,<br />

und Gehirnzellen verschwinden oder werden für andere Zwecke umgewandelt.<br />

Für den alten Menschen ist daher sowohl ein Training des Körpers als auch<br />

ein Training des Gehirns nötig. Hinzukommt, dass die Natur den alten Menschen<br />

nicht repariert, oder wenn, dann bei der Reparatur Fehler macht. Man erlebt dann<br />

den alten Menschen, dem von anderen geholfen werden muss. Daher ist das lebenslange<br />

Lernen so wichtig.<br />

Das Lernen muss nicht nur zum Beispiel das Erlernen einer <strong>neuen</strong> Sprache sein, es<br />

kann auch durch ein Gedächtnistraining oder Gripsgymnastik erfolgen. Bei dieser löst<br />

man Probleme durch Spielereien mit Zahlen oder durch Denkaufgaben, die manchmal<br />

sogar ein Querdenken sein können. Hat man das Problem gelöst oder wurde es<br />

einem erklärt, hat man etwas gelernt, was einem als Lernen nicht bewusst wird. Man<br />

lernt gewissermaßen so nebenbei. <strong>Die</strong>s ist dann für den alten Menschen eine ideale<br />

Form des Gehirntrainings, weil er dann nicht das Gefühl hat, irgend etwas lernen,<br />

das heißt, sich anstrengen zu müssen, was ihn dann vielleicht negativ an seine<br />

Schulzeit erinnert. Außerdem hat man im Erfolgsfall zusätzlich ein gewisses Glücksgefühl,<br />

das wieder anspornend wirkt. Erfolgserlebnisse sind also für die Motivation<br />

zum Gehirntraining entscheidend, das heißt Gehirntraining und Lernen soll Spaß<br />

machen, denn nur dann ist man bereit es regelmäßig durchzuführen als eine Lusterzeugende<br />

Beschäftigung und nicht als ein notwendiges Übel, wie man es oft als<br />

Schüler empfindet. Lebenslanges Lernen gilt auch und gerade für das Alter. Will<br />

Shortz schreibt:<br />

„Scheuklappen sollte man beim Problemlösen tunlichst ablegen. Je mehr kreative<br />

Konzepte zur Wahl stehen, desto größer ist die Chance, dass man auf die<br />

Lösung kommt….<strong>Die</strong> berüchtigten Denkblockaden machen uns oft blind für<br />

einfache Zusammenhänge. Manchmal schaffen wir solche Blockaden selbst,<br />

manchmal sind sie das Ergebnis unvollständiger Informationen, absichtlich<br />

missverständlicher Anweisungen oder der Konzentration auf falsche Details.“<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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