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Die neuen Alten - bürgerstiftung lebensraum aachen

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Ursache für eine bestimmte Krankheit in bestimmten Auffälligkeiten oder Merkmalen<br />

bei DNA-Sequenzen im Genom liegt, kann damit aber nicht gesagt werden, denn<br />

statistische Wahrscheinlichkeiten haben nur begrenzte Aussagekraft. Sie sagen etwas<br />

darüber aus, was in einer langen Serie gleichartiger Experimente oder Ereignisse<br />

geschieht. Sie sagen aber nicht voraus, wie ein Einzelexperiment ausgehen wird.<br />

Daher kann Anhand des Genotyps heute (2010) nicht vorhergesagt werden, ob jemand<br />

tatsächlich an einer betreffenden Krankheit erkrankt, und wenn ja, wann und<br />

wie schwer. Inzwischen sucht die genetische Forschung nach so genannten modifizierenden<br />

Genen und nach Umwelteinflüssen, welche die Variabilität der Ausprägung<br />

einer Krankheit erklären und vorhersagbar machen sollen.<br />

Man kann es auch so sagen: Grundsätzlich macht die Wechselwirkung von Genen<br />

und Umwelt uns zu dem, was wir sind. Gene sind das Gerüst und die Feinheiten entstehen<br />

durch die Wechselwirkung mit der Umwelt. Interessant ist, dass 99 % unseres<br />

Erbguts identisch ist und nur in 1 % liegt die ganze Bandbreite menschlicher Individualität<br />

(Jens Asendorpf). Also sind die Vorstellungen von dem berühmtesten Arzt<br />

der Antike, Galen, zwischen Esel und Mensch gar nicht zu abwegig.<br />

<strong>Die</strong> aktuelle medizinische Forschung hat festgestellt, dass die Gene des Menschen<br />

ein- und ausgeschaltet sein können. Im Gehirn gibt es eine Auflistung, welche Gene<br />

ein- und welche ausgeschaltet sind. Man nennt diese Auflistung die Epigenetik. Alles<br />

was wir tun, unsere Eßgewohnheiten, Rauchen, Alkoholtrinken, Sport betreiben usw.,<br />

sogar abstrakte Eigenschaften wie Persönlichkeit und Intelligenz, wird in dieser Epigenetik<br />

gespeichert, durch entsprechende Ein- und Ausschaltung von Genen. Man<br />

vermutet, dass diese Epigenetik die eigentliche Ursache für viele schwerwiegende<br />

Krankheiten ist. <strong>Die</strong> Epigenetik ist somit Vermittler zwischen der Umwelt und den<br />

Genen. <strong>Die</strong> Gene selbst verändern sich nur sehr langsam in der evolutionären Entwicklung.<br />

Men vermutet, dass bei der Befruchtung der Eizelle die Epigenetik gewissermaßen<br />

auf Null geschaltet wird. Durch den Lebenswandel und die Umwelt verändert<br />

sich die Epigenetik, das heißt welche Gene ein- und welche ausgeschaltet werden.<br />

Andere Forscher meinen, dass eine gewisse Grundstruktur der Epigenetik vererbt<br />

wird, und damit auch die schweren Erkrankungen oder zumindest eine Veranlagung<br />

dazu. Auch auf die Frage:<br />

„Gibt es einen freien Willen?“<br />

antwortet Franz Wuketits:<br />

„Nein, der freie Wille ist eine Illusion. Unsere Persönlichkeit ist das Resultat<br />

komplexer Wechselwirkungen von Anlage und Umwelt, so genannter epigenetischer<br />

Prozesse.“<br />

Über die Gene weiß man schon sehr viel, andererseits noch viel zu wenig. Peter<br />

Spork schreibt (2010):<br />

„<strong>Die</strong> Epigenetik bietet Chancen für jeden Menschen, sein biomedizinisches<br />

Schicksal oder das seiner Kinder selbst in die Hand zu nehmen.“<br />

Außerdem betont er dass<br />

„ein Großteil der Genaktivierungsprogramme sich schon im Mutterleib oder in<br />

den ersten Jahren nach der Geburt verschaltet.“<br />

Prof. <strong>Die</strong>ter H. K. Starke<br />

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