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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Der Unterschied zwischen den beiden Philosophenschulen<br />

ist also - genau wie <strong>der</strong> zwischen den beiden Gladiatoren<br />

- nicht beson<strong>der</strong>s groß. Die Metaphorik dieser<br />

Passage gewährt uns jedoch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Gladiatoren zu<br />

Schmerz <strong>und</strong> Tod. Der Gladiator verbirgt entwe<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e<br />

W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> steht aufrecht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arena (alter premit<br />

vulnus et stat <strong>in</strong> gradu) o<strong>der</strong> er äußert, dass<br />

nichts sei (alter respiciens ad clamantem populum<br />

significat nihil esse et <strong>in</strong>tercedi non patitur).<br />

Fortitudo est pericula animus iusta contemnens<br />

aut scientia periculorum repellendorum, excipiendorum,<br />

provocandorum; dicimus tamen et gladiatorem<br />

fortem virum et servum nequam, quem <strong>in</strong><br />

contemptu mortis temeritas <strong>in</strong>pulit.<br />

(Seneca, De beneficiis II XXXIV 3-4)<br />

Tapferkeit ist e<strong>in</strong>e seelische Haltung, die beachtliche<br />

Gefahren verachtet, o<strong>der</strong> das Geschick,<br />

Gefahren zurückzuschlagen, anzunehmen, herauszufor<strong>der</strong>n;<br />

wir bezeichnen dennoch sowohl e<strong>in</strong>en<br />

Gladiator als e<strong>in</strong>en tapferen Mann als auch e<strong>in</strong>en<br />

nichtsnützigen Sklaven, den zur Verachtung des<br />

Todes gedankenlose Tollkühnheit antreibt.<br />

Seneca def<strong>in</strong>iert die Tapferkeit als e<strong>in</strong>e seelische<br />

Haltung (Fortitudo est...animus), die alle Gefahren<br />

verachtet (pericula...iusta contemnens) o<strong>der</strong> als e<strong>in</strong>e<br />

Fähigkeit (scientia), auf Gefahren zu reagieren (periculorum<br />

repellendorum, excipiendorum, provocandorum).<br />

Diese Fähigkeit attestiert Seneca trotz e<strong>in</strong>er<br />

skeptischen Gr<strong>und</strong>tendenz dem Gladiator <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arena.<br />

Non potest athleta magnos spiritus ad certamen<br />

adferre qui numquam suggilatus est: ille qui<br />

sangu<strong>in</strong>em suum vidit, cuius dentes crepuere sub<br />

pugno, ille qui subplantatus adversarium toto<br />

tulit corpore nec proiecit animum proiectus, qui<br />

quotiens cecidit contumacior resurrexit, cum<br />

magna spe descendit ad pugnam. (Seneca, Epistulae<br />

morales, 13,2-3)<br />

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