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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Die Freiheit <strong>von</strong> den schädlichen Affekten (Apathie)<br />

resuliert aus <strong>der</strong> Tugend <strong>und</strong> schließt e<strong>in</strong>en Freitod<br />

<strong>in</strong> Form <strong>der</strong> imitatio Socratis nicht aus. Die Stoa betrachtet<br />

die Vernunft (ratio) <strong>und</strong> die Tugend (virtus)<br />

als Ideale für <strong>in</strong>dividuelles Verhalten <strong>und</strong> Voraussetzung<br />

für das höchste Gut (summum bonum) <strong>und</strong> die<br />

Glückseligkeit. Der Kern <strong>der</strong> <strong>stoischen</strong> Philosophie<br />

liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Ethik</strong>. 98 Die Natur (ϕúσις) <strong>und</strong> die Ver-<br />

nunft (λóγος) wirken <strong>in</strong> dieser Weltordnung s<strong>in</strong>nvoll<br />

als göttliches Pr<strong>in</strong>zip zusammen.<br />

Der Philosophieschüler ist auf se<strong>in</strong>em Weg als profi-<br />

ciens 99 (προκóπτον) immer auf <strong>der</strong> Suche nach dem bonum<br />

<strong>und</strong> honestum (καλóν) <strong>und</strong> gelangt mit Hilfe <strong>der</strong> Philo-<br />

sophie zur Weisheit. 100<br />

Der Weise lebt sec<strong>und</strong>um naturam <strong>und</strong> ist den Göttern<br />

überlegen bis auf die Tatsache, dass er sterblich<br />

ist. 101 Der Tod stellt aber für e<strong>in</strong>en Weisen ke<strong>in</strong> Übel<br />

dar. Se<strong>in</strong> Leben ist nicht <strong>von</strong> irdischen Gütern, son<strong>der</strong>n<br />

vom Schicksal bestimmt, welches er durch se<strong>in</strong>e<br />

Tugenden überw<strong>in</strong>det. 102<br />

Sapiens autem nihil per<strong>der</strong>e potest: omnia <strong>in</strong> se<br />

reposuit, nihil fortunae credidit, bona sua <strong>in</strong><br />

solida habet, contentus virtute, quae fortuitis<br />

non <strong>in</strong>diget ideoque nec augeri nec m<strong>in</strong>ui potest.<br />

(Seneca, De constantia sapientis V 4-5)<br />

98 Die <strong>Ethik</strong> ist <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> <strong>stoischen</strong> Philosophie. Die Physik <strong>und</strong> die Logik s<strong>in</strong>d als wissenschaftliche<br />

Vorbereitung lediglich e<strong>in</strong>e Propädeutik für die <strong>Ethik</strong>. Zeller, Philosophie, S. 210<br />

99 Seneca teilt die proficientes <strong>in</strong> drei verschiedene Entwicklungsstufen e<strong>in</strong>, auch wenn die<br />

Scheidewand den Toren erbarmungslos vom Weisen trennt. Die Anhänger <strong>der</strong> ersten Gruppe<br />

haben ihre Affekte vollständig abgelegt <strong>und</strong> nähern sich <strong>der</strong> vollkommenen Weisheit. Die<br />

Anhänger <strong>der</strong> zweiten Gruppe haben ihre Krankheiten abgelegt, können aber wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die<br />

Krankheiten zurückfallen. Die Anhänger <strong>der</strong> dritten Gruppe haben noch nicht alle Affekte<br />

abgelegt. Seneca, Epistulae morales, 75,8-17<br />

100 Seneca, Epistulae morales, 16,1-5<br />

101 Seneca, De constantia sapientis VIII 2<br />

102 Seneca, De constantia sapientis VI 6 sowie VIII 3; Seneca, Epistulae morales, 99,7<br />

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