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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Die B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> plebs Romana an den extrovertierten<br />

Kaiser erhält durch dessen populistische Politik (panem<br />

et circenses) e<strong>in</strong>en neuen, emotionalen Charakter.<br />

Nero entwickelt sich jedoch immer mehr zu e<strong>in</strong>em enfant<br />

terrible <strong>und</strong> trennt sich sowohl <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Gatt<strong>in</strong><br />

Octavia als auch <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Konkub<strong>in</strong>e Acte, 19 um<br />

sich schließich mit Poppaea Sab<strong>in</strong>a zu vermählen. <strong>Senecas</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss auf Nero s<strong>in</strong>kt nach dem Tod des Burrus<br />

<strong>und</strong> Neros Muttermord immer weiter. 20<br />

Nero entspricht <strong>Senecas</strong> Bitten nach Befreiung <strong>von</strong> politischen<br />

Aufgaben nicht, son<strong>der</strong>n legt ihm e<strong>in</strong>e Art<br />

Hausarrest auf. Seneca steht nun vor dem Scherbenhaufen<br />

se<strong>in</strong>er politischen Ideale <strong>und</strong> ihm bleibt trotz<br />

<strong>der</strong> <strong>stoischen</strong> For<strong>der</strong>ung nach politischer Aktivität<br />

nur noch <strong>der</strong> Rückzug aus dem politischen Leben <strong>und</strong><br />

die Hoffnung auf e<strong>in</strong> otium cum dignitate: „Si res<br />

publica corruptior est quam adiuvari possit, si obscurata<br />

est malis, non nitetur sapiens <strong>in</strong> supervacuum<br />

nec se nihil profuturus impendet.“ „Wenn <strong>der</strong> Staat zu<br />

verkommen ist, als das man ihm helfen könnte, wenn er<br />

verdunkelt ist <strong>von</strong> verhängnisvollen Umständen, wird<br />

sich <strong>der</strong> Weise nicht umsonst bemühen noch sich, ohne<br />

helfen zu können, aufopfern.“ 21<br />

19 Seneca begünstigte die Affäre zwischen Nero <strong>und</strong> Acte nur wi<strong>der</strong>willig. Er hoffte die Triebhaftigkeit<br />

des jungen Pr<strong>in</strong>ceps durch diese Affäre steuern zu können <strong>und</strong> die <strong>in</strong>zestuösen Ambitionen<br />

<strong>der</strong> ehrgeizigen Mutter zu unterb<strong>in</strong>den. Seneca überließ nach außen h<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong><br />

Annaeus Serenus die Rolle des Liebhabers, um das Ansehen des Pr<strong>in</strong>ceps nicht zu beschädigen.<br />

(Abel, Seneca, S. 683)<br />

20 Die Angaben über die Beteiligung <strong>Senecas</strong> an <strong>der</strong> Ermordung Agripp<strong>in</strong>as s<strong>in</strong>d wi<strong>der</strong>sprüchlich.<br />

Während Cassius Dio ihn als Teilnehmer an <strong>der</strong> Ausarbeitung des Anschlags bezichtigt,<br />

will Tacitus nichts <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Verantwortung <strong>Senecas</strong> wissen. Abel bezeichnet die Ermordung<br />

Agripp<strong>in</strong>as als Akt <strong>der</strong> Notwehr <strong>und</strong> bedauert, dass Seneca die Re<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>es Gewissens den<br />

politischen Notwendigkeiten opfern musste. Abel spricht Seneca <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ermordung des potentiellen<br />

Thronprätendenten Britannicus frei. (Abel, Seneca, S. 684f.)<br />

21 Seneca orientiert sich an Zenons Leitspruch <strong>in</strong> De otio III 2: accedet (sapiens) ad rem publicam,<br />

nisi si quid impedierit <strong>und</strong> plädiert für e<strong>in</strong>e aktive politische Betätigung, die aber unter<br />

bestimmten Umständen zugunsten des otium zurücktreten muss. Er äußert sich über se<strong>in</strong>en<br />

Rückzug aus <strong>der</strong> Politik vornehmlich <strong>in</strong> den Schriften De otio <strong>und</strong> De tranquillitate animi. Zur<br />

politischen Betätigung des Weisen siehe auch den Artikel: Otium o<strong>der</strong> acce<strong>der</strong>e ad rem publicam<br />

<strong>von</strong> Dieter Perlich, <strong>in</strong>: AU 1/70, S. 5 ff.; Griff<strong>in</strong>, Seneca, S. 322ff.; Pohlenz, Stoa, S. 303<br />

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