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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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In wie weit die Siegprämien den Wagenlenkern direkt<br />

zuflossen <strong>und</strong> welchen Teil sie an die Parteien abtreten<br />

mußten, ist Gegenstand vielzähliger Spekulationen.<br />

E<strong>in</strong> unerfahrener auriga mußte e<strong>in</strong>en erheblich<br />

größeren Teil se<strong>in</strong>er Siegprämien abtreten als e<strong>in</strong> erfolgreicher<br />

agitator, den <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>us factionis durch<br />

e<strong>in</strong>e hohe Gew<strong>in</strong>nbeteiligung langfristig an se<strong>in</strong>en<br />

Rennstall b<strong>in</strong>den wollte. 186 E<strong>in</strong> erfolgreicher Wagenlenker<br />

war sich se<strong>in</strong>es Marktwertes durchaus bewusst<br />

<strong>und</strong> wechselte <strong>in</strong> Fällen sportlicher o<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzieller<br />

Unzufriedenheit die Partei. 187<br />

Die Ergebnisse <strong>und</strong> Nachrichten über die Wagenlenker<br />

<strong>und</strong> Wagenrennen wurden im Sportteil <strong>der</strong> römischen Tagespresse<br />

(acta diurna) publiziert <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>er<br />

breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Juvenal<br />

konstatiert die große Beliebtheit <strong>der</strong> Wagenrennen. 188<br />

Die Fahrkunst des Wagenlenkens wurde schon <strong>in</strong> frühester<br />

Jugend erlernt <strong>und</strong> die Ausbildung erstreckte sich<br />

über mehrere Jahre. Das ger<strong>in</strong>ge Gewicht, die jugendliche<br />

Unbekümmertheit <strong>und</strong> die erhöhte Risikobereitschaft<br />

sprechen für e<strong>in</strong>en frühzeitigen Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Ausbildung <strong>der</strong> Wagenlenker. 189<br />

186 Die Wagenlenker wurden nicht zuletzt aus dem Gr<strong>und</strong> aus dem Sklavenstand rekrutiert, da<br />

sie ke<strong>in</strong> eigenes Vermögensrecht besaßen <strong>und</strong> die Gew<strong>in</strong>ne so unmittelbar dem dom<strong>in</strong>us factionis<br />

zuflossen. Siehe: Horsmann, Die Wagenlenker <strong>der</strong> römischen Kaiserzeit, S. 31f.<br />

187 Der Wagenlenker Gutta Calpurnianus (CIL 10047) war im römischen Circus zur Zeit <strong>der</strong><br />

Caesaren Hadrian <strong>und</strong> Anton<strong>in</strong>us Pius für alle vier „factiones“ tätig. Se<strong>in</strong>e 1.127 Siege verteilen<br />

sich auf die weiße (102 Siege), rote (78 Siege), blaue (583 Siege) <strong>und</strong> grüne Partei (364<br />

Siege). Im Verhältnis zu den Millionengew<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> erfolgreichen Wagenlenker nehmen sich<br />

das M<strong>in</strong>destvermögen e<strong>in</strong>es Senators <strong>in</strong> Höhe <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Millionen Sesterzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ritterzensus<br />

<strong>in</strong> Höhe <strong>von</strong> 400.000 Sesterzen relativ bescheiden aus. Der Jahressold e<strong>in</strong>es römischen<br />

Soldaten <strong>in</strong> Höhe <strong>von</strong> 1.000 Sesterzen entspricht e<strong>in</strong>em vierten Platz des Wagenlenkers Diocles<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Rennen (CIL 10046: „Tulit...quartas ad HS I I“).<br />

188 Juvenal, Satura XI 197ff.; Siehe auch Carcop<strong>in</strong>o, Rom, S. 296-299<br />

189 Die Todesgefahr, die e<strong>in</strong> Reiter o<strong>der</strong> Wagenlenker je<strong>der</strong>zeit zu vergegenwärtigen hatte, ist<br />

schon auf e<strong>in</strong>em antiken Ste<strong>in</strong>epigramm aus dem griechischen Osten belegt: „...22 Jahre alt;<br />

me<strong>in</strong>en, des Unglücklichen, Namen hat <strong>der</strong> Vater Leon (?) auf dem Ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>getragen. Ich<br />

sterbe nicht durch e<strong>in</strong>e schwere Krankheit, son<strong>der</strong>n trieb me<strong>in</strong> Pferd an <strong>und</strong> stürzte aus Eifer<br />

plötzlich; ich Armer wurde nicht <strong>von</strong> den Händen des Vaters <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mutter wärmend gestreichelt,<br />

als ich halbtot dalag...“ (Merkelbach/ Stauber, Ste<strong>in</strong>epigramme, S. 646f.)<br />

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