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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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1.3 Seneca <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sport<br />

Das erste Jahrhun<strong>der</strong>t nach Christus stellt e<strong>in</strong>e Blütezeit<br />

des römischen Sports dar. Die Cirkus- <strong>und</strong> Gladiatorenspiele<br />

begeistern die Menschen nicht nur <strong>in</strong><br />

Rom. 37 Die stadtrömische Bevölkerung kann sich zudem<br />

<strong>in</strong> großzügigen öffentlichen Thermenanlagen betätigen<br />

<strong>und</strong> die griechische Agonistik erlebt unter Augustus<br />

e<strong>in</strong>e Renaissance. Augustus begründet nach se<strong>in</strong>em Seesieg<br />

bei Aktium die Aktischen Spiele <strong>in</strong> Nikopolis.<br />

Nero stiftet 60 nach Christus mit den Neronia sportliche<br />

Wettkämpfe nach griechischem Vorbild (certam<strong>in</strong>a<br />

graeca). Die öffentlichen Spiele s<strong>in</strong>d für die römischen<br />

Bürger – auch wenn sie nicht selbst aktiv teilnahmen<br />

- e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil ihres alltäglichen<br />

Lebens <strong>und</strong> für den Pr<strong>in</strong>ceps e<strong>in</strong> willkommenes<br />

Mittel zur Manipulation <strong>der</strong> Bevölkerung (panem et<br />

circenses).<br />

Seneca selbst hat auf Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er angegriffenen<br />

Konstitution e<strong>in</strong> gespaltenes Verhältnis zu se<strong>in</strong>em<br />

Körper <strong>und</strong> den sportlichen Phänomenen se<strong>in</strong>er Zeit. 38<br />

Die Verachtung se<strong>in</strong>es Körpers resultiert zudem aus<br />

se<strong>in</strong>er philosophischen Überzeugung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lehre vom<br />

Dualismus <strong>von</strong> Körper <strong>und</strong> Geist.<br />

37 Humphrey konstatiert neben den 84 Circusanlagen für die griechisch-römische Welt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Index <strong>in</strong>sgesamt 197 Circusanlagen. Siehe: Humphrey, Roman Circuses, S. 695<br />

38 Seneca dokumentiert se<strong>in</strong>e schwächliche Konstitution (mala valetudo) sehr anschaulich <strong>in</strong><br />

Brief 54. Er hat schon alle Krankheiten durchlebt (omnia corporis aut <strong>in</strong>commoda aut pericula<br />

per me transierunt) <strong>und</strong> benutzt verschiedene Begriffe für se<strong>in</strong>e asthmatischen Leiden (suspirum,<br />

anhelitus, suffocatio). Er vergleicht sie mit e<strong>in</strong>em Wirbelsturm (procellae similis) <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er „E<strong>in</strong>übung des Todes“ (meditatio mortis). Diese praemeditatio macht Seneca zu e<strong>in</strong>em<br />

Experten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Todesverachtung. Se<strong>in</strong>e mala valetudo konstatiert er <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Briefen (Briefe 65, 78 <strong>und</strong> 104); Rozelaar erstellt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Monographie e<strong>in</strong>e Diagnose<br />

<strong>der</strong> Pathographie <strong>Senecas</strong> <strong>und</strong> attestiert ihm neben e<strong>in</strong>er chronischen Bronchistis mit Asthma<br />

bronchiale e<strong>in</strong>e Bronchiektasie <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Lungenemphysem mit Herz<strong>in</strong>suffizienz. Er weist aber<br />

zurecht darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Altphilologe als solcher nicht über die zur Deutung <strong>von</strong> Krankheitssymptomen<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Kenntnisse verfügt. In se<strong>in</strong>er Psychoanalyse kommt er zu dem<br />

wenig schmeichelhaften <strong>und</strong> unbeweisbaren Urteil, dass es sich bei Seneca um e<strong>in</strong>en Hypochon<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Neurotiker handelt. Siehe: Rozelaar, Seneca, S. 53ff.<br />

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