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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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<strong>Athleten</strong> – wie viele Schläge nehmen sie im Gesicht,<br />

wie viele am ganzen Körper h<strong>in</strong>? Sie ertragen<br />

sie dennoch ohne Qual aus Ruhmsucht, <strong>und</strong><br />

nicht nur weil sie kämpfen, erdulden sie das,<br />

son<strong>der</strong>n um zu kämpfen: alle<strong>in</strong> schon das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ist e<strong>in</strong>e Marter.<br />

Die <strong>Athleten</strong> s<strong>in</strong>d nicht nur mit dem Körper, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit dem Gesicht Schlägen ausgesetzt (Athletae<br />

quantum plagarum ore, quantum toto corpore excipiunt).<br />

Diese Qual (tormentum patiuntur) nehmen sie<br />

aus Ruhmsucht (gloriae cupiditate) auf sich. Die Formulierung<br />

„nec tantum quia pugnant ista patiuntur,<br />

sed ut pugnent“ sche<strong>in</strong>t darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass die<br />

<strong>Athleten</strong> die Qualen schon im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf sich nah-<br />

men. 275<br />

Seneca dokumentiert <strong>in</strong> Brief 80 sehr anschaulich die<br />

Leidensfähigkeit e<strong>in</strong>es <strong>Athleten</strong> (corpus perduci exercitatione<br />

ad hanc patientiam potest). Er muss Faustschläge<br />

<strong>und</strong> Fußtritte mehrerer Gegner e<strong>in</strong>stecken<br />

(pugnos pariter et calces non unius hom<strong>in</strong>is ferat)<br />

<strong>und</strong> unter widrigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hitze <strong>der</strong><br />

Arena kämpfen (solem ardentissimum <strong>in</strong> ferventissimo<br />

pulvere sust<strong>in</strong>ens). Der Athlet fristet se<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em eigenen Blut (sangu<strong>in</strong>e suo madens diem ducat).<br />

Illud maxime revolvo mecum: si corpus perduci<br />

exercitatione ad hanc patientiam potest qua et<br />

pugnos pariter et calces non unius hom<strong>in</strong>is<br />

ferat, qua solem ardentissimum <strong>in</strong> ferventissimo<br />

pulvere sust<strong>in</strong>ens aliquis et sangu<strong>in</strong>e suo madens<br />

diem ducat... 276 (Seneca, Epistulae morales 80,3)<br />

275 Seneca spricht hier <strong>von</strong> <strong>Athleten</strong>, die freiwillig kämpfen <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reglementierten<br />

Kampf harte Schläge e<strong>in</strong>stecken müssen. Es sche<strong>in</strong>t sich <strong>in</strong> dieser Passage also um e<strong>in</strong>en Boxkampf<br />

– vielleicht auch um e<strong>in</strong> Pankration - zu handeln.<br />

276 Diese Passage wird im Kapitel über den Agon des Weisen ausführlich analysiert.<br />

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