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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Die praemeditatio ist e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Todesverachtung. Er beruft sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden<br />

Passage auf Cicero (Pro Milone 92) <strong>und</strong> weist auf die<br />

Todesverachtung h<strong>in</strong>, die <strong>von</strong> den Gladiatoren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Arena erwartet wird.<br />

Gladiatores, ut ait, Cicero, <strong>in</strong>visos habemus, si<br />

omni modo vitam impetrare cupiunt; favemus, si<br />

contemptum eius prae se ferunt. Idem evenire nobis<br />

scias: saepe enim causa moriendi est timide<br />

mori. Fortuna illa, quae ludos sibi facit:<br />

„Quo“, <strong>in</strong>quit, „te reservem, malum et trepidum<br />

animal? Eo magis convulneraberis et confodieris,<br />

quia nescis praebere iugulum. At tu et vives<br />

diutius et morieris expeditius, qui ferrum non<br />

subducta cervice nec manibus oppositis, sed animose<br />

recipis. (Seneca, De tranquillitate animi<br />

XI 5)<br />

Gladiatoren, wie Cicero sagt, halten wir für<br />

hassenswert, wenn sie auf je<strong>der</strong>lei Weise ihr Leben<br />

zu retten bestrebt s<strong>in</strong>d; gewogen s<strong>in</strong>d wir<br />

ihnen, wenn sie Verachtung dafür bezeugen. Dasselbe<br />

geschieht mit uns, sollst du wissen: oft<br />

nämlich ist Ursache zu sterben, furchtsam zu<br />

sterben. Jenes Schicksal, das sich e<strong>in</strong> Spiel<br />

veranstaltet, sagt: „Wozu soll ich dich retten,<br />

du elendes <strong>und</strong> zitterndes Lebewesen? Desto eher<br />

wirst du verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> durchbohrt, weil du nicht<br />

darzubieten weisst de<strong>in</strong>e Kehle. Aber du wirst<br />

länger leben <strong>und</strong> leichter sterben, <strong>der</strong> du das<br />

Schwert nicht mit weggezogenem Nacken noch mit<br />

erhobenen Händen, son<strong>der</strong>n mutig h<strong>in</strong>nimmst.<br />

Dieselbe Todesverachtung muss auch <strong>von</strong> uns geleistet<br />

werden (Idem evenire nobis scias). Das übermächtige<br />

Schicksal treibt se<strong>in</strong> Spiel mit uns (Fortuna illa,<br />

quae ludos sibi facit) <strong>und</strong> wird uns fragen, warum es<br />

uns verschonen soll („Quo“, <strong>in</strong>quit, „te reservem, malum<br />

et trepidum animal?“). Steht <strong>der</strong> Tod kurz bevor,<br />

muss man ihn - wie <strong>der</strong> tapfere Gladiator - würdig erwarten<br />

(At tu et vives diutius et morieris expeditius,<br />

qui ferrum non subducta cervice nec manibus oppositis,<br />

sed animose recipis).<br />

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