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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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7. Der Agon des Weisen – vivere militare est<br />

Die Metapher vom Agon des Weisen hat bei Seneca ihren<br />

festen Platz. 307 Seneca geht da<strong>von</strong> aus, dass sich die<br />

Menschen auf <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Tugend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wettkampf<br />

(Agon) bef<strong>in</strong>den. 308<br />

Seneca bedient sich deshalb bei <strong>der</strong> Vermittlung se<strong>in</strong>er<br />

<strong>stoischen</strong> Lehre gerne anschaulicher Metaphorik. 309<br />

Atqui vivere, Lucili, militare est. Itaque hi<br />

qui iactantur et per operosa atque ardua sursum<br />

ac deorsum eunt et expeditiones periculosissimas<br />

obeunt, fortes viri sunt primoresque castrorum;<br />

isti quos putida quies aliis laborantibus molliter<br />

habet, turturillae sunt, tuti contumeliae<br />

causa. (Seneca, Epistulae morales, 96,5)<br />

Und doch, me<strong>in</strong> Lucilius, Leben ist Kriegsdienst.<br />

Daher die, die umhergeworfen werden, die mühselige<br />

<strong>und</strong> steile Pfade auf <strong>und</strong> ab gehen <strong>und</strong> die<br />

gefährlichsten Unternehmungen auf sich nehmen,<br />

s<strong>in</strong>d tapfere Männer <strong>und</strong> die Führer im Lager,<br />

Leute, die träge Ruhe, während an<strong>der</strong>e sich abrackern,<br />

<strong>in</strong> Watte hüllt, s<strong>in</strong>d Täubchen, <strong>in</strong> Sicherheit<br />

um den Preis <strong>der</strong> Ehrlosigkeit.<br />

307 Maisonobe, Caton gladiateur, S. 243: Philosophe, philosophe roma<strong>in</strong>, poète aussi, Sénèque<br />

n`a pas cra<strong>in</strong>t d`emprunter à l`arène une illustration saissante entre toutes de l`une des idées<br />

maîtresses de l`antique doctr<strong>in</strong>e…nous le vérifions plus d`une fois dans l`ensemble d`une œuvre<br />

où la gladiature donne à l`auteur la matière de métaphores semblables.<br />

308 Der Begriff „Agon“ entspr<strong>in</strong>gt ethymologisch dem Verb Áge<strong>in</strong> <strong>und</strong> tritt <strong>in</strong> den Epen des<br />

Homer hauptsächlich im Zusammenhang mit den Leichenspielen für Patroklos (Ilias XXIII)<br />

<strong>und</strong> den sportlichen Wettkämpfen bei den Phäaken (Odyssee VIII) auf. Während <strong>der</strong> Begriff<br />

„Agon“ im homerischen Sprachgebrauch e<strong>in</strong>en Versammlungsplatz o<strong>der</strong> sportlichen Wettkampf<br />

bezeichnet, spricht Aristoteles e<strong>in</strong>ige Jahrhun<strong>der</strong>te später vom ˜gõn politikóß. Weiler<br />

konstatiert die metaphorische Verwendung des Begriffes „Agon“ <strong>und</strong> macht darauf aufmerksam,<br />

dass die eigentliche Bedeutung „Wettkampf“ im Bereich des Sportes <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

geraten zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t: „Daneben bedeutet Agon <strong>in</strong> <strong>der</strong> kynischen <strong>und</strong> <strong>stoischen</strong> <strong>Ethik</strong> den<br />

Kampf gegen Wünsche <strong>und</strong> Begierden, <strong>der</strong>en Bezw<strong>in</strong>gung durch asketische Verhaltensweisen<br />

dem „Sieger“ so ersehnte Werte wie Autarkie, Ataraxie <strong>und</strong> Apatheia garantierten, womit die<br />

metaphorische Bedeutung des Agonwortes abermals e<strong>in</strong>e neue Nuance erhält.“ Siehe: Weiler,<br />

Der Agon im Mythos, S. 34<br />

309 Seneca befürwortet die didaktische Verwendung <strong>von</strong> Metaphern zur Vermittlung se<strong>in</strong>er<br />

philosophischen Paränese, distanziert sich aber <strong>von</strong> <strong>der</strong> übertriebenen Metaphorik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dichtung.<br />

Seneca, Epistulae morales, 59,6 sowie Epistulae morales 114, 10. Siehe: Friedlän<strong>der</strong>,<br />

Der Philosoph Seneca, <strong>in</strong>: Seneca als Philosoph, Maurach (Hrsg.), S. 128<br />

Die virtus hat für die Römer zentrale Bedeutung. Das Leben ist auch für den Guten e<strong>in</strong> Kampf.<br />

Aber wie <strong>der</strong> rechte Soldat o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gladiator freut sich <strong>der</strong> Weise, wenn ihm e<strong>in</strong> Gegner ersteht,<br />

an dem er se<strong>in</strong>e Kraft erproben kann. Siehe: Pohlenz, Stoa, S. 314<br />

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