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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Der Körper ist dabei nur e<strong>in</strong> Gefängnis <strong>der</strong> unsterblichen<br />

Seele. Se<strong>in</strong>e asketische Erziehung, se<strong>in</strong>e Verachtung<br />

<strong>der</strong> gastronomischen <strong>und</strong> sexuellen Ausschweifungen<br />

se<strong>in</strong>er Zeit <strong>und</strong> die ständige Bedrohung des eigenen<br />

Lebens durch die Willkür <strong>der</strong> Caesaren tragen ihren<br />

Teil zur Missachtung des Körperlichen bei. 39<br />

Seneca dokumentiert dennoch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Briefen e<strong>in</strong><br />

körperliches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm, welches er sich verordnet<br />

hat. 40 Er verweist zudem auf die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>es leichten körperlichen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zur Erhaltung<br />

<strong>der</strong> geistigen Kräfte (Epistulae morales, 108,27). 41<br />

Hodiernus dies solidus est, nemo ex illo quicquam<br />

mihi eripuit; totus <strong>in</strong>ter stratum lectionemque<br />

divisus est; m<strong>in</strong>imum exercitationi<br />

corporis datum, et hoc nom<strong>in</strong>e ago gratias senectuti;<br />

non magno mihi constat. Cum me movi, lassus<br />

sum; hic autem est exercitationis etiam fortissimis<br />

f<strong>in</strong>is. Progymnastas meos quaeris? unus<br />

mihi sufficit Pharius, puer, ut scis, amabilis,<br />

sed mutabitur: iam aliquem teneriorem quaero.<br />

Hic quidem ait nos eandem cris<strong>in</strong> habere, quia<br />

utrique dentes cadunt. Sed iam vix illum adsequor<br />

currentem et <strong>in</strong>tra paucissimos dies non potero:<br />

vide quod exercitatio cotidiana proficiat.<br />

Cito magnum <strong>in</strong>tervallum fit <strong>in</strong>ter duos <strong>in</strong> diversum<br />

euntes: eodem tempore ille ascendit, ego descendo,<br />

nec ignoras quanto ex his velocius alterum<br />

fiat. Mentitus sum; iam enim aetas nostra<br />

39 Der Dualismus <strong>von</strong> Körper <strong>und</strong> Geist spielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Philosophie <strong>Senecas</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle. Die<br />

Seele des Menschen ist unsterblich <strong>und</strong> im Körper e<strong>in</strong>geschlossen. Nach dem Tod des Körpers<br />

kehrt die Seele an ihren Ursprungsort zurück. Die Körperverachtung <strong>Senecas</strong> resultiert aus <strong>der</strong><br />

Vorstellung vom Dualismus <strong>von</strong> Leib <strong>und</strong> Seele. Die gastronomischen <strong>und</strong> sexuellen Ausschweifungen<br />

im Rom <strong>der</strong> Kaiserzeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>drucksvoll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Cena Trimalchionis im Satyricon<br />

des Petron beschrieben.<br />

40 Hildegard Cancik fragt <strong>in</strong> ihren „Untersuchungen zu <strong>Senecas</strong> Epistulae morales“ kritisch<br />

nach S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Wert <strong>der</strong> Äußerungen zu den Alltagsgewohnheiten <strong>Senecas</strong>. Sie kommt zu dem<br />

Ergebnis, dass die Selbstzeugnisse die Funktion des Exemplum übernehmen. Siehe: Cancik,<br />

Untersuchungen, S. 76<br />

41 Der Satiriker D. Iunius Iuvenalis folgte <strong>Senecas</strong> E<strong>in</strong>stellung zu leichtem körperlichen Fitnesstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

mit se<strong>in</strong>er viel zitierten For<strong>der</strong>ung: Iuvenal, Satura X 356: orandum est, ut sit<br />

mens sana <strong>in</strong> corpore sano. Lukas macht darauf aufmerksam, dass diese berühmte Sentenz<br />

häufig als Aussage o<strong>der</strong> Behauptung miss<strong>in</strong>terpretiert wurde. Tatsächlich handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>en frommen Wunsch. (Lukas, Der Sport im Alten Rom, S.182)<br />

Zur E<strong>in</strong>stellung <strong>Senecas</strong> zur sportlichen Betätigung siehe auch: Lukas, Sport, S. 204ff.<br />

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