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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca kann sich an diesem Tage ganz <strong>in</strong> Ruhe se<strong>in</strong>en<br />

philosophischen Studien widmen, da e<strong>in</strong> Schauspiel 53<br />

(spectaculum/ sphaeromachian) alle lästigen Menschen<br />

anzieht (omnes molestos avocavit). Doch <strong>der</strong> Lärm aus<br />

dem Stadion (<strong>in</strong>gens clamor ex stadio) veranlasst ihn,<br />

über das Treiben im Stadion nachzudenken (huius ipsi<br />

rei contemplationem).<br />

Seneca dokumentiert das Missverhältnis zwischen <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>von</strong> Menschen, die sich geistiger Betätigung<br />

(<strong>in</strong>genia quam pauci) widmen <strong>und</strong> denen, die sich<br />

sportlich betätigen (multi corpora exerceant). Er<br />

kontrastiert den Ansturm auf die Spiele (quantus ad<br />

spectaculum concursus) mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>samkeit <strong>der</strong> philosophischen<br />

Studien (quanta sit circa bonas artes solitudo)<br />

<strong>und</strong> kritisiert die S<strong>in</strong>nlosigkeit sportlichen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs für die geistige Entfaltung (quam <strong>in</strong>becelli<br />

animo s<strong>in</strong>t, quorum lacertos umerosque miramur), <strong>in</strong>dem<br />

er das harte körperliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> die Leidensfähigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Athleten</strong> mit <strong>der</strong> geistigen <strong>Bild</strong>ung kontrastiert<br />

(quanto facilius animus conroborari pos-<br />

sit). 54<br />

Während das körperliche Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g e<strong>in</strong>es erheblichen<br />

Aufwandes bedarf (corpus enim multis eget rebus/ illis<br />

multo cibo, multa potione opus est, multo oleo,<br />

longa denique opera), erreicht man die sittliche<br />

Vollkommenheit ohne Aufwand (tibi cont<strong>in</strong>get virtus<br />

s<strong>in</strong>e apparatu, s<strong>in</strong>e <strong>in</strong>pensa).<br />

53 Rosenbach veranlassen die Attribute (non fidele et lusorium), die Seneca auf die sphaeromachia<br />

bezieht, zu e<strong>in</strong>er ungewöhnlichen Deutung des Begriffes sphaeromachia. Er deutet sphareomachia<br />

als „Ballkampf“, obwohl die sphaerae als Riemen im Boxkampf belegt s<strong>in</strong>d. Die<br />

sphaeromachia war also immer e<strong>in</strong>e blutige Angelegenheit (sangu<strong>in</strong>e suo madens) <strong>und</strong> die<br />

Übersetzung „Ballkampf” spiegelt nicht die Brutalität e<strong>in</strong>es Boxkampfes wi<strong>der</strong>. Zum Ballkampf<br />

bzw. Ballspiel siehe: Carney: „The mean<strong>in</strong>g of lusorius at Seneca Epist. 80,2”, <strong>in</strong>:<br />

Mnemosyne, Series IV, Volumen XI, S. 343 sowie De beneficiis II XVII 3-4 <strong>und</strong> XXXII 1-2<br />

54 Husner konstatiert den niedrigen Intellekt <strong>der</strong> <strong>Athleten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arena. (Husner, Leib, S. 143)<br />

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