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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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<strong>der</strong> Tod dem Schlaf ähnlich ist, <strong>der</strong> manchmal sogar<br />

ohne Traumbil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e sehr friedliche Ruhe<br />

br<strong>in</strong>gt, was ist es dann für e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n zu sterben,<br />

ihr guten Götter!...Ich jedenfalls möchte,<br />

wenn es möglich wäre, oft sterben...Aber es ist<br />

Zeit, sagte er, jetzt <strong>von</strong> hier wegzugehen, für<br />

mich, um zu sterben, für euch aber, um euer Leben<br />

zu führen. Was <strong>von</strong> beidem aber besser ist,<br />

wissen die unsterblichen Götter; denn <strong>von</strong> den<br />

Menschen, glaube ich, weiß es niemand.<br />

Cicero zitiert als Beweis entschlossener Todesverachtung<br />

die Rede, die Sokrates nach se<strong>in</strong>er Verurteilung<br />

vor den Richtern gehalten hat. Sokrates öffnet mit<br />

<strong>der</strong> für die Richter sicherlich verwun<strong>der</strong>lichen These,<br />

dass es für ihn gut sei, nun zu sterben (spes tenet,<br />

iudices, bene mihi evenire, quod mittar ad mortem).<br />

Es gebe ja nur zwei Möglichkeiten. Entwe<strong>der</strong> werde er<br />

nach dem Tod alle S<strong>in</strong>neswahrnehmungen verlieren (sensus<br />

omn<strong>in</strong>o omnes mors auferat), o<strong>der</strong> er werde an e<strong>in</strong>en<br />

an<strong>der</strong>en Ort gelangen (alium quendam locum). Der<br />

Verlust <strong>der</strong> S<strong>in</strong>neswahrnehmungen werde ihn nach se<strong>in</strong>em<br />

Tod <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sehr friedlichen Schlaf (placatissimam<br />

quietem) versetzen. Der Tod wäre <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong><br />

Gew<strong>in</strong>n für Sokrates (quid lucri est emori) <strong>und</strong> niemand<br />

könnte sich glücklicher schätzen als er (quis me<br />

beatior?).<br />

Die Wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> unsterblichen Seele an e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />

Ort wäre für Sokrates aber noch besser (migrationem<br />

esse mortem...id multo iam beatius est) <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Tod, den er begrüße (equidem saepe emori, si fieri<br />

posset, vellem). Er könne sich dann mit großen Geistern<br />

wie Homer <strong>und</strong> Hesiod unterhalten <strong>und</strong> die Klugheit<br />

<strong>von</strong> Odysseus <strong>und</strong> Sisyphus auf die Probe stellen.<br />

Die gerechten Richter tröstet er <strong>und</strong> die ungerechten<br />

Richter weist er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Epilog zurecht.<br />

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