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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca hat den ganzen Tag (dies totus) wunschgemäß<br />

mit Ausruhen <strong>und</strong> Lesen verbracht (stratum lectionemque).<br />

E<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des Tages hat er aber auch<br />

für se<strong>in</strong> körperliches Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g verwendet (m<strong>in</strong>imum<br />

exercitationi corporis datum). Dabei ist er froh,<br />

dass se<strong>in</strong> Alter nur e<strong>in</strong> kurzes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramm erfor<strong>der</strong>t<br />

(ago gratias senectuti) <strong>und</strong> er schnell erschöpft<br />

ist (cum me movi, lassus sum).<br />

Seneca braucht auch nur e<strong>in</strong>en Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner (progymnastas<br />

meos quaeris? Unus mihi sufficit, Pharius),<br />

42 den er aber aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Alters <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Schnelligkeit (vix illum adsequor currentem et<br />

<strong>in</strong>tra paucissimos dies non potero) auswechseln will<br />

(mutabitur). Pharius sche<strong>in</strong>t <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Auswechslung<br />

zu wissen <strong>und</strong> führt das auf die geme<strong>in</strong>same „Krise“<br />

zurück: beiden fallen die Zähne aus. Pharius wegen<br />

se<strong>in</strong>er Jugend <strong>und</strong> Seneca wegen se<strong>in</strong>es Alters. Während<br />

Pharius aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Jugend <strong>und</strong> des täglichen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs (exercitatio cotidiana) immer schneller<br />

wird, muss Seneca se<strong>in</strong>em Alter Tribut zollen (eodem<br />

tempore ille ascendit, ego descendo; aetas nostra non<br />

descendit sed cadit). Seneca sucht e<strong>in</strong>en gleichwertigen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner (aliquem teneriorem quaero). 43<br />

42 Rosenbach übersetzt progymnastes mit „Vorturner“. Die Bezeichnung „Vorturner“ ist hier<br />

nicht ganz zutreffend. Es sche<strong>in</strong>t sich wohl eher im mo<strong>der</strong>nen S<strong>in</strong>n um e<strong>in</strong>en Tra<strong>in</strong>igspartner<br />

zu handeln. Der progymnastes ist im antiken S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong> Sklave, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>em Herrn gymnastische<br />

Übungen vormacht. Da es sich hier aber um e<strong>in</strong>e Art Wettkampf handelt, lässt sich hier auf<br />

e<strong>in</strong>en Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gspartner schließen. Lukas, Der Sport im Alten Rom, S. 82<br />

43 Die liebenswerte Beschreibung des Pharius (amabilis puer) <strong>und</strong> die Suche nach e<strong>in</strong>em zarteren<br />

Jungen (aliquem teneriorem quaero) sche<strong>in</strong>en Rozelaar unter an<strong>der</strong>em veranlasst zu haben,<br />

Seneca als Homosexuellen zu bezeichnen. Maurach weist dies entschieden zurück. Siehe:<br />

Maurach, Geschichte, S. 112<br />

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