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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca verweist auf die Dom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> göttlichen Seele.<br />

Die freie Seele (animus liber) wird die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

mit dem fesselnden Körper (v<strong>in</strong>clum) auflösen<br />

<strong>und</strong> die schädliche Behausung (obnoxio domicilio) verlassen<br />

(distraham cum illo societatem). Seneca dokumentiert<br />

se<strong>in</strong>e Verachtung (contemptus corporis) für<br />

das nutzlose Fleisch (caro ista) sehr anschaulich. 125<br />

Maior sum et ad maiora genitus quam ut mancipium<br />

sim mei corporis, quod equidem non aliter aspicio<br />

quam v<strong>in</strong>clum aliquod libertati meae circumdatum.<br />

Hoc itaque oppono fortunae, <strong>in</strong> quo resistat,<br />

nec per illud ad me ullum transire vulnus<br />

s<strong>in</strong>o. Quidquid <strong>in</strong> me potest <strong>in</strong>iuriam pati<br />

hoc est: <strong>in</strong> hoc obnoxio domicilio animus liber<br />

habitat. Numquam me caro ista conpellet ad metum,<br />

numquam me ad <strong>in</strong>dignam bono simulationem;<br />

numquam <strong>in</strong> honorem huius corpusculi mentiar. Cum<br />

visum erit, distraham cum illo societatem; et<br />

nunc tamen, dum haerimus, non erimus aequis partibus<br />

socii: animus ad se omne ius ducet. Contemptus<br />

corporis sui certa libertas est.<br />

(Seneca, Epistulae morales, 65, 21-22)<br />

Größer b<strong>in</strong> ich <strong>und</strong> zu Größerem geboren, als dass<br />

ich Sklave sei me<strong>in</strong>es Körpers, den ich natürlich<br />

für nichts an<strong>der</strong>es ansehe als e<strong>in</strong>e Fessel, me<strong>in</strong>er<br />

Freiheit angelegt. Ihn stelle ich daher dem<br />

Schicksal entgegen, dass es bei ihm Wi<strong>der</strong>stand<br />

f<strong>in</strong>de, <strong>und</strong> nicht dulde ich, dass e<strong>in</strong>e Verw<strong>und</strong>ung<br />

durch ihn h<strong>in</strong>durch zu mir dr<strong>in</strong>ge. Was immer an<br />

mir Unbill erleiden kann, ist er: <strong>in</strong> dieser dem<br />

Schicksal verpflichteten Behausung wohnt e<strong>in</strong>e<br />

freie Seele. Niemals wird mich dieses Fleisch<br />

treiben <strong>in</strong> die Furcht, niemals zu <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Menschen<br />

<strong>von</strong> Wert nicht angemessenen Verstellung;<br />

niemals werde ich um dieses elenden Körpers willen<br />

lügen. Wenn es mir richtig sche<strong>in</strong>t, werde<br />

ich die Geme<strong>in</strong>schaft mit ihm aufgeben. Auch<br />

jetzt dennoch, während wir zusammenhängen, werden<br />

wir nicht zu gleichen Bed<strong>in</strong>gungen Partner<br />

se<strong>in</strong>: die Seele wird für sich alles recht beanspruchen.<br />

Ger<strong>in</strong>gschätzung des eigenen Körpers ist<br />

verlässliche Freiheit.<br />

125 Siehe auch: Seneca, Epistulae morales, 14, 2; De clementia III I 5; De beneficiis III XX 1<br />

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