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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca bezeichnet den Weisen als paedagogus generis<br />

humani. 30 Er bemüht sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Schriften um die<br />

Geistesformung se<strong>in</strong>es Publikums <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Philosophie<br />

hat e<strong>in</strong>en lebensweltlichen Bezug. 31<br />

Nero beschuldigt Seneca im Jahre 65 <strong>der</strong> Teilnahme an<br />

<strong>der</strong> Pisonischen Verschwörung <strong>und</strong> lässt ihm den Befehl<br />

zum Selbstmord zukommen. 32 Seneca stellt sich dabei<br />

mit se<strong>in</strong>em unerschrockenen Sterben <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er imitatio<br />

Socratis <strong>in</strong> die Nachfolge des Sokrates <strong>und</strong> des<br />

Cato. 33 Der Grieche Johannes Lydus bezeichnet Seneca<br />

als den größten römischen Philosophen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Rom<br />

gef<strong>und</strong>ene Doppelbüste zeigt Seneca mit Sokrates. 34<br />

30 Seneca, Epistulae morales, 89,13<br />

31 Seneca, Epistulae morales, 6,4-5<br />

32 Der Begriff „Selbstmord“ ist im Zusammenhang mit <strong>Senecas</strong> Tod nicht unproblematisch.<br />

<strong>Senecas</strong> „Selbstmord“ war ke<strong>in</strong> Akt des freien Entschlusses, son<strong>der</strong>n die Folge e<strong>in</strong>es kaiserlichen<br />

Befehls (Sueton, Nero XXXV). Sicherlich hat Seneca sich selbst die A<strong>der</strong>n geöffnet,<br />

doch die moralische Verantwortung für <strong>Senecas</strong> Tod liegt bei Nero. (siehe auch: Rozelaar,<br />

Seneca, S. 477; Griff<strong>in</strong>, Seneca, S. 369); Der Kaiserbiograph Sueton <strong>und</strong> <strong>der</strong> Historiker Tacitus<br />

bestreiten die Teilnahme <strong>Senecas</strong> an <strong>der</strong> Pisonischen Verschwörung. Der griechische Geschichtsschreiber<br />

Cassius Dio behauptet, Seneca sei Mitwisser <strong>und</strong> Mittäter <strong>der</strong> Verschwörung<br />

gewesen. Tacitus vermutet, dass Seneca nach <strong>der</strong> Ermordung Neros <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beseitigung Pisos<br />

<strong>der</strong> neue Lenker des Weltreiches werden sollte. Tacitus, Annales, 15, 65: Fama fuit Subrium<br />

Flavum cum centurionibus occulto consilio, neque tamen ignorante Seneca, dest<strong>in</strong>avisse, ut<br />

post occisum opera Pisonis Neronem Piso quoque <strong>in</strong>terficeretur tra<strong>der</strong>eturque imperium Senecae,<br />

quasi <strong>in</strong>sonti et claritud<strong>in</strong>e virtutum ad summum fastigium delecto. Es g<strong>in</strong>g das Gerücht,<br />

Subrius Flavus hatte mit den Zenturionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geheimen Abmachung, doch nicht ohne<br />

Wissen <strong>Senecas</strong>, festgelegt, es solle, wenn Nero mit Hilfe Pisos ermordet sei, auch Piso getötet<br />

<strong>und</strong> die Regierung Seneca übertragen werden, da er ja ohne Schuld <strong>und</strong> durch den rühmlichen<br />

Glanz se<strong>in</strong>er Tugend für die höchste Stelle auserwählt sei.<br />

33 Kritische Stimmen bezeichnen den Tod des Seneca als Effekthascherei o<strong>der</strong> <strong>in</strong>szeniertes<br />

Schauspiel, da <strong>der</strong> sanfte Tod durch das Tr<strong>in</strong>ken des Schierl<strong>in</strong>gsbechers <strong>in</strong> Rom offiziell nicht<br />

verordnet wurde (Hirzel, Der Selbstmord, Archiv f. Religionswissenschaft; Bd. XI, 1908, S.<br />

182 Anm. 5; Drexler, Tacitus, <strong>in</strong>: Gymnasium 8, 1939, S. 154). Knoche kommt zu e<strong>in</strong>em versöhnlicheren<br />

Urteil <strong>und</strong> beschreibt die imitatio Socratis als „Verwandtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überzeugung“.<br />

(Knoche, Philosoph, S. 25) Zu <strong>Senecas</strong> Tod siehe: Cancik, Untersuchungen, S. 112<br />

34 Die Berl<strong>in</strong>er Doppelherme stellt nach den Inschriften (Dessau 2917) Sokrates <strong>und</strong> Seneca<br />

dar. Seneca selbst gibt <strong>in</strong> Dial.2,16,4 an, dass man ihn verspottet habe wegen capitis levitas,<br />

oculorum valitudo, crurum gravilitas <strong>und</strong> statura. Nach Tacitus 15,63 hatte Seneca, als er<br />

starb, senile corpus et parco victu tenuatum. Die Kahlköpfigkeit zeigt sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Herme, aber nicht e<strong>in</strong> geschwächter Körper. Die Herme wird also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er früheren Lebenszeit<br />

des Philosophen angefertigt worden se<strong>in</strong>. Siehe auch: Schanz, Geschichte, 2. Teil, S. 681<br />

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