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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca beschreibt das Streben des Lucilius nach Weisheit<br />

<strong>und</strong> Tugend als Kampf gegen das Schicksal. 312<br />

Multum tibi esse animi scio: nam etiam antequam<br />

<strong>in</strong>strueres te praeceptis salutaribus et dura<br />

v<strong>in</strong>centibus, satis adversum fortunam placebas<br />

tibi, et multo magis, postquam cum illa manum<br />

conseruisti viresque expertus es tuas, quae numquam<br />

certam dare fiduciam sui possunt, nisi cum<br />

multae difficultates h<strong>in</strong>c et ill<strong>in</strong>c apparuerunt,<br />

aliquando vero et propius accesserunt. Sic verus<br />

ille animus et <strong>in</strong> alienum non venturus arbitrium<br />

probatur: haec eius obrussa est. (Seneca, Epistulae<br />

morales, 13,1)<br />

Viel Mut hast du, ich weiss: denn auch bevor du<br />

dich vertieftest <strong>in</strong> Lehren, <strong>in</strong> heilsame <strong>und</strong> Hartes<br />

besiegende, warst du durchaus gegenüber dem<br />

Schicksal mit dir e<strong>in</strong>verstanden, <strong>und</strong> um so mehr,<br />

nachdem du mit ihm <strong>in</strong> den Kampf e<strong>in</strong>getreten warst<br />

<strong>und</strong> de<strong>in</strong>e Kräfte erprobt hattest, die niemals<br />

ihre unverbrüchliche Zuverlässigkeit beweisen<br />

können, außer wenn viele Schwierigkeiten hier<br />

<strong>und</strong> dort aufgetreten, gelegentlich aber auch näher<br />

herangekommen s<strong>in</strong>d. In dieser Weise wird jener<br />

wahre Mut – <strong>und</strong> nicht mehr unter fremde Botmäßigkeit<br />

geratene – auf die Probe gestellt: das<br />

ist se<strong>in</strong>e Feuerprobe.<br />

Seneca verweist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ermahnung an se<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong><br />

Lucilius auf den Agon des Weisen. Lucilius bef<strong>in</strong>det<br />

sich im Kampf mit dem Schicksal (cum illa fortuna manum<br />

conseruisti). Auch wenn er bereits vor se<strong>in</strong>en<br />

philosophischen Studien mit dem Schicksal im E<strong>in</strong>klang<br />

war (antequam satis adversum fortunam placebas tibi),<br />

so ist er doch nach se<strong>in</strong>em Studium <strong>der</strong> Philosophie<br />

über das Schicksal erhaben (multo magis postquam).<br />

312 Seneca bedient sich auch agonistischer Metaphorik, um Lucilius zu ermahnen. Er benutzt<br />

dieses <strong>Bild</strong>, um Lucilius <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kampf gegen das Schicksal (saepe iam fortuna supra te<br />

fuit) zu ermutigen. Ebenso wie <strong>der</strong> Kämpfer bäumt er sich gegen se<strong>in</strong> Schicksal auf (subsiluisti<br />

acrior), da auch die Tugend durch Schicksalsschläge erprobt wird (multum enim adicit sibi<br />

virtus lacessita). Lucilius muss sich wie e<strong>in</strong> Kämpfer durch viele Rückschläge abhärten, um<br />

das Schicksal zu überw<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Tugend zu erreichen. An dieser Stelle tritt wie<strong>der</strong> die<br />

Metapher vom Agon des Weisen <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. (Seneca, Epistulae morales, 13,2-3)<br />

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