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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Athletae quantum plagarum ore, quantum toto corpore<br />

excipiunt! Ferunt tamen omne tormentum gloriae<br />

cupiditate nec tantum quia pugnant ista<br />

patiuntur, sed ut pugnent: exercitatio ipsa tormentum<br />

est. Nos quoque ev<strong>in</strong>camus omnia. Quorum<br />

praemia non corona nec palma est nec tubicen<br />

praedicationi nom<strong>in</strong>is nostri silentium facies,<br />

sed virtus et firmitas animi et pax <strong>in</strong> ceterum<br />

parta, si semel <strong>in</strong> aliquo certam<strong>in</strong>e debellata<br />

fortuna est. (Seneca, Epistulae morales, 78,16)<br />

<strong>Athleten</strong> – wie viele Schläge nehmen sie im Gesicht,<br />

wie viele am ganzen Körper h<strong>in</strong>? Sie ertragen<br />

sie dennoch ohne Qual aus Ruhmsucht, <strong>und</strong><br />

nicht nur weil sie kämpfen, erdulden sie das,<br />

son<strong>der</strong>n um zu kämpfen: alle<strong>in</strong> schon das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

ist e<strong>in</strong>e Marter. Auch wir wollen alles überw<strong>in</strong>den;<br />

dafür ist <strong>der</strong> Siegespreis nicht e<strong>in</strong> Kranz<br />

noch e<strong>in</strong> Palmzweig, noch bietet e<strong>in</strong> Herold für<br />

die Nennung unseres Namens Schweigen, son<strong>der</strong>n<br />

die sittliche Vollkommenheit <strong>und</strong> charakterliche<br />

Festigkeit <strong>und</strong> Frieden für den Rest <strong>der</strong> Zeit,<br />

wenn e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kampfe nie<strong>der</strong>gerungen worden<br />

ist das Schicksal.<br />

Die <strong>Athleten</strong> ertragen aus Ruhmsucht (gloriae cupiditate)<br />

harte Schläge <strong>in</strong> den Kämpfen (quantum plagarum<br />

excipiunt). Ebenso muss <strong>der</strong> Weise harte Schläge e<strong>in</strong>stecken<br />

<strong>und</strong> überw<strong>in</strong>den (nos quoque ev<strong>in</strong>camus omnia).<br />

Wenn <strong>der</strong> Weise das Schicksal im Kampf besiegt hat (si<br />

semel <strong>in</strong> aliquo certam<strong>in</strong>e debellata fortuna est), ist<br />

<strong>der</strong> Siegespreis dann ke<strong>in</strong> Siegeskranz o<strong>der</strong> Palmzweig<br />

(non corona nec palma est), son<strong>der</strong>n die sittliche<br />

Vollkommenheit, charakterliche Festigkeit <strong>und</strong> ewiger<br />

Frieden (virtus et firmitas animi et pax <strong>in</strong> ceterum<br />

parta). Der Agon des Weisen (virtutis causa) ist für<br />

den Philosophen ehrenhafter als <strong>der</strong> Kampf des <strong>Athleten</strong><br />

(gloriae causa).<br />

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