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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Das Studium <strong>der</strong> Philosophie führt den Menschen zur<br />

Weisheit <strong>und</strong> Tugend. 92 Die Tugend ist das höchste<br />

Gut, welches ihn unweigerlich zur Eudämonie führen<br />

wird. 93<br />

Stoicorum quidem facilis conclusio est; qui cum<br />

f<strong>in</strong>em bonorum esse senser<strong>in</strong>t congruere naturae<br />

cumque ea convenienter vivere, cum id sit <strong>in</strong> sapientis<br />

situm non officio solum, verum etiam<br />

potestate, sequatur necesse est, ut, cuius <strong>in</strong><br />

potestate summum bonum, <strong>in</strong> eiusdem vita beata<br />

sit. Ita fit semper vita beata sapientis.<br />

(Cicero, Tusculanae disputationes V 82)<br />

Die Folgerung <strong>der</strong> Stoiker allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>fach:<br />

Weil sie zu <strong>der</strong> Ansicht gekommen s<strong>in</strong>d,<br />

dass das höchste Gut dar<strong>in</strong> liege, mit <strong>der</strong> Natur<br />

übere<strong>in</strong>zustimmen <strong>und</strong> mit ihr im E<strong>in</strong>klang zu leben,<br />

<strong>und</strong> da dies nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflicht, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Macht des Weisen liegt, folgt<br />

notwendigerweise, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Macht desjenigen,<br />

<strong>in</strong> dessen Macht das höchste Gut liegt, auch das<br />

glückliche Leben ist. So wird das Leben des Weisen<br />

immer glücklich. 94<br />

Die vier Kard<strong>in</strong>altugenden s<strong>in</strong>d die leitenden Pr<strong>in</strong>zipien<br />

dieser Schule. 95 Die Kard<strong>in</strong>altugenden bed<strong>in</strong>gen<br />

sich gegenseitig. Wer im Besitz e<strong>in</strong>er Tugend ist, besitzt<br />

alle. 96 Die praktische „virtus“ ist dabei das<br />

Ideal für Staat <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelles Verhalten. 97<br />

92 Seneca, Epistulae morales, 89,4<br />

93 Die griechische <strong>Ethik</strong> ist eudämonistisch. Das Wort entstammt <strong>der</strong> religiösen Sphäre <strong>und</strong><br />

besagt ursprünglich, dass <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>en guten Dämon hat, <strong>von</strong> dem er geleitet wird. Pohlenz,<br />

Stoa, S. 111; Rozelaar konstatiert die Umdeutung <strong>der</strong> ästhetischen Vorstellung des sittlich<br />

Guten bei den Griechen (tò kalón) <strong>in</strong> das moralisch Gute (honestum) bei den Römern. Rozelaar,<br />

Seneca, S. 427; Seneca def<strong>in</strong>iert das höchste Gut <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Traktat über das glückliche<br />

Leben. Seneca, De vita beata, IV 2; VII 4; IX 4.<br />

94 Die Übersetzung dieser <strong>und</strong> weiterer Passagen aus den Tusculanae disputationes stammt <strong>von</strong><br />

Ernst Alfred Kirfel (Stuttgart 1997).<br />

95 Die vier Kard<strong>in</strong>altugenden s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>sicht (prudentia), die Gerechtigkeit (iustitia), die<br />

Tapferkeit (fortitudo) <strong>und</strong> die Selbstbeherrschung (modestia). Zeller, Philosophie, S. 243ff.<br />

96 Die Wechselbeziehung aller Tugenden (Antakoluthie) ist e<strong>in</strong> wesentliches Merkal <strong>der</strong> Tu-<br />

gend. Rozelaar, Seneca, S. 431<br />

97 Die virtus ist römische Wesensart <strong>in</strong> ihrer höchsten Vollendung <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em deutschen<br />

Wort nicht wie<strong>der</strong>zugeben. Virtus ist ebenso die Haltung des tapferen Soldaten wie des großen<br />

Staatsmannes. Hönle, Amphitheater, S. 14<br />

Seneca, De vita beata VII 3 sowie XIV 2; Epistulae morales, 92,10<br />

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