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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Die Bevölkerung nahm die öffentlichen Spiele im Circus<br />

zum Anlass, dem Pr<strong>in</strong>ceps se<strong>in</strong>e Wünsche <strong>und</strong> Bitten<br />

öffentlich vorzutragen. Der Circus wurde e<strong>in</strong> politischer<br />

Versammlungsort für Manifestationen. 148<br />

Das Volksbegehren konnte nun direkt durch die Publikumsk<strong>und</strong>gebungen<br />

artikuliert werden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kaiser<br />

nahm coram publico Stellung zu den Bedürfnissen des<br />

Volkes. 149 Das Publikum im Circus Maximus darf als e<strong>in</strong><br />

repräsentativer Querschnitt <strong>der</strong> römischen Bevölkerung<br />

angesehen werden. Durch die streng reglementierte<br />

Sitzordnung kam es dazu, „dass <strong>der</strong> Zuschauerraum zum<br />

genauen Abbild des römischen Volkes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Aufbau wurde.“ 150<br />

Das Phänomen dieser politischen Willensäußerung im<br />

Rahmen öffentlicher Spiele wird als theatralis licentia<br />

bezeichnet. Diese Publikumsk<strong>und</strong>gebungen waren im<br />

Gegensatz zu den Versammlungen nahezu frei <strong>von</strong> Korruption<br />

<strong>und</strong> Manipulation, hatten aber ke<strong>in</strong>en konstitutiven<br />

Charakter. Während Cicero <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sestius-<br />

Rede die Begriffe „contio, comitia, ludorum gladiatorumque<br />

consessus“ noch als gleichwertiges Politbarometer<br />

aufzuzählen sche<strong>in</strong>t, ist se<strong>in</strong> provokanter Ausspruch<br />

„theatrum populusque Romanus“ drastischer. 151<br />

148 Die öffentlichen Spiele ersetzten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaiserzeit die Volksversammlungen. Das Volk<br />

artikulierte sich zunehmend erfolgreich im Circus Maximus. Als Beispiele seien hier die Herausgabe<br />

des Apoxymenes <strong>von</strong> Tiberius <strong>und</strong> die Bestrafung des Tigell<strong>in</strong>us genannt. Siehe<br />

auch: Carcop<strong>in</strong>o, Rom, S.289; Cameron, Circus factions, S. 160ff; Balsdan, Life, S. 265<br />

149 Die Caesaren nutzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kaiserzeit das exklusive Recht zur Veranstaltung öffentlicher<br />

Spiele nicht nur für kaiserliche Repräsentationen. Der Circus Maximus war zudem e<strong>in</strong> geeigneter<br />

Ort für Publikumsmanifestationen <strong>und</strong> politisches Engagement <strong>der</strong> hauptstädtischen Bürger<br />

Siehe auch: Junkelmann, Reiter, S. 98. Carcop<strong>in</strong>o h<strong>in</strong>gegen bezeichnet die öffentlichen Spiele<br />

als „Ablenkungsmanöver für den Absolutismus“. Carcop<strong>in</strong>o, Rom, S. 289<br />

150 Boll<strong>in</strong>ger, Theatralis licentia, S. 24<br />

151 Cicero, Pro Sestio 106 <strong>und</strong> 116 sowie Tacitus, Historiae, 1,72,3<br />

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