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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Cicero betont durch e<strong>in</strong>e subtile Klimax anaphorischrhetorischer<br />

Fragen die Todesverachtung selbst mittelmäßiger<br />

Gladiatoren (Quis mediocris gladiator <strong>in</strong>gemuit,<br />

quis vultum mutavit umquam?...Quis...collum<br />

contraxit?). Der Gladiator stöhnt we<strong>der</strong> bei großen<br />

Schmerzen (Quis...<strong>in</strong>gemuit?), noch verzieht er se<strong>in</strong>e<br />

Miene (Quis multum mutavit?). Auch im Angesicht des<br />

Todes bleibt er e<strong>in</strong> Paradigma stoischer Todesverachtung.<br />

Seneca verdeutlicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Passage im Rahmen<br />

se<strong>in</strong>er philosophischen Paränese die Todesverachtung<br />

e<strong>in</strong>es Gladiators. Auch wenn er sich während des<br />

Kampfes nicht bewährt hat (gladiator tota pugna timidissimus),<br />

so zeigt er doch e<strong>in</strong>e Gelassenheit <strong>in</strong> Bezug<br />

auf den f<strong>in</strong>alen Todesstoß (iugulum adversario<br />

praestat et errantem gladium sibi adtemperat).<br />

Puto fortiorem esse eum qui <strong>in</strong> ipsa morte est<br />

quam qui citra mortem. Mors enim admota etiam<br />

<strong>in</strong>peritis animum dedit non vitandi <strong>in</strong>evitabilis;<br />

sic gladiator tota pugna timidissimus iugulum<br />

adversario praestat et errantem gladium sibi adtemperat.<br />

(Seneca, Epistulae morales, 30,8)<br />

Ich glaube, dass <strong>der</strong> mutiger ist, <strong>der</strong> dem Tod<br />

<strong>in</strong>s Auge sieht, als wer im Umkreis des Todes<br />

steht. Ist <strong>der</strong> Tod nämlich zur Stelle, gibt er<br />

auch Unk<strong>und</strong>igen den Mut, das Unvermeidliche<br />

nicht zu meiden; demnach hält e<strong>in</strong> während des<br />

Kampfes noch so furchtsamer Gladiator se<strong>in</strong>e Kehle<br />

dem Gegner h<strong>in</strong> <strong>und</strong> richtet das abirrende<br />

Schwert auf sich.<br />

Seneca gebraucht diesen Vergleich <strong>in</strong>nerhalb se<strong>in</strong>er<br />

philosophischen Paränese. Er will Lucilius überzeugen,<br />

sich nicht nur – wie <strong>der</strong> furchtsame Gladiator -<br />

im Angesicht des Todes zu bewähren, son<strong>der</strong>n sich<br />

schon frühzeitig mit dem Tod zu befassen.<br />

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