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Aspekte der stoischen Ethik in Senecas Bild von Athleten und ...

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Seneca betont <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Passage se<strong>in</strong>er moralischen<br />

Briefe die Vormachtstellung des göttlichen Geistes<br />

vor dem morbiden Körper: Ideo vir magnus ac prudens<br />

animum diducit a corpore et multum cum meliore ac div<strong>in</strong>a<br />

parte versatur, cum hac querela et fragili quantum<br />

necesse est. (Seneca, Epistulae morales,<br />

78,10). 126<br />

Seneca benutzt zur Bezeichung des elenden Körpers das<br />

Dem<strong>in</strong>utiv corpusculum o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e durch Attribut ergänzte<br />

Form <strong>von</strong> caro (Fleisch). Desweiteren bedient<br />

er sich verschiedener Metaphern (onus, pondus, sarc<strong>in</strong>a)<br />

zur Herabsetzung des h<strong>in</strong>fälligen Körpers, um se<strong>in</strong>e<br />

Verachtung für alles Leibliche zu betonen. 127<br />

Corpusculum hoc, custodia et v<strong>in</strong>culum animi, huc<br />

atque illuc iactatur; <strong>in</strong> hoc supplicia, <strong>in</strong> hoc<br />

latroc<strong>in</strong>ia, <strong>in</strong> hoc morbi exercentur: animus quidem<br />

ipse sacer et aeternus est cui non possit<br />

<strong>in</strong>ici manus. (Seneca, Ad Helviam de consolatione<br />

XI 7)<br />

Dieser belanglose Körper, Gefängnis <strong>und</strong> Fessel<br />

des Geistes, wird hierh<strong>in</strong> <strong>und</strong> dorth<strong>in</strong> geworfen:<br />

an ihm üben sich H<strong>in</strong>richtungen, an ihm Räubereien,<br />

an ihm Krankheiten: <strong>der</strong> Geist allerd<strong>in</strong>gs<br />

selber ist unberührbar <strong>und</strong> ewig, <strong>und</strong> an ihn kann<br />

man nicht Hand anlegen.<br />

126 „Daher trennt e<strong>in</strong> bedeuten<strong>der</strong> <strong>und</strong> kluger Mann den Geist vom Körper <strong>und</strong> beschäftigt sich<br />

viel mit dem besseren <strong>und</strong> göttlichen Teil, mit diesem quengeligen <strong>und</strong> anfälligen, soweit es<br />

notwendig ist.“<br />

127 Der Begriff corpusculum be<strong>in</strong>haltet als Dem<strong>in</strong>utiv e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e starke Ger<strong>in</strong>gschätzung<br />

des Leibes <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits e<strong>in</strong>e für e<strong>in</strong>en Briefwechsel zwischen vertrauten Menschen persönliche<br />

Anteilnahme durch das Ablegen konventioneller Formen. Siehe auch: Husner, Leib, S.<br />

109ff; Benz, Todesproblem, S. 59. Zu den Begriffen corpusculum bzw. caro siehe auch: Seneca,<br />

Naturales quaestiones, 6,32,8; Epistulae morales, 23,6; 24,16; 41,4; 58,29; 65,21; 92,10;<br />

24,5; 122,4; De vita beata IV 4; De beneficiis IV XIII 1<br />

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