Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong> Modul�Gewalt - Konflikt<br />
• Strukturelle Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Veränderung des Schul- und<br />
Unterrichtsverständnisses<br />
- In der Lehrplangestaltung muss mehr Raum <strong>für</strong> persönliche Gestaltung durch die<br />
Lehrpersonen gelassen werden.<br />
- Die Interessen der Schüler/innen müssen <strong>im</strong> Unterricht vermehrt berücksichtigt<br />
werden.<br />
- Forderung nach verbesserter und geänderter <strong>Lehrer</strong>/innenausbildung, wobei nicht<br />
nur die fachliche, sondern ebenso die pädagogische und persönlichkeitsbildende<br />
Komponente gleichermaßen bedeutend ist. Viele <strong>Lehrer</strong>/innen nehmen freiwillig –<br />
andere wiederum nur selten oder gar nicht – an Fort- und Weiterbildungen teil. Die<br />
Teilnahme an diesen Kursen ist erforderlich, um besser <strong>für</strong> den Umgang mit aggressiven<br />
und verhaltensauffälligen Schüler/innen gerüstet zu s<strong>ein</strong>. Zusätzlich sind Seminare<br />
zur Stressbewältigung, zur Selbstbeobachtung, zum Verhaltenstraining und<br />
Kurse zur Stärkung des Selbstbewussts<strong>ein</strong>s und der Führungskraft zweckmäßig.<br />
Ebenso sinnvoll wären Fortbildungen kollektiv <strong>für</strong> Eltern und <strong>Lehrer</strong>/innen, z.B. um<br />
<strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same Strategie gegen Gewalt zu entwickeln.<br />
1.4.3 <strong>Peer</strong>-group/ Freizeit<br />
Für die Heranwachsenden ist die Zugehörigkeit zu den Gruppen der Gleichaltrigen von zentraler<br />
Bedeutung. In der <strong>Peer</strong>-group passiert die Ablösung und Entfernung von den Eltern, die Entwicklung<br />
des Selbst, der Erwerb von sozialen Kompetenzen, die schrittweise Entwicklung von Selbständigkeit,<br />
die sich dann vor allem in der Gestaltung von Beziehungen zu Freunden und Freundinnen<br />
ausdrückt (vgl. KRAPPMANN 1991). Die <strong>Peer</strong>-group ist <strong>ein</strong>e Gruppe mit gleichen Interessen, Vorlieben,<br />
Werthaltungen, ferner <strong>ein</strong>e „konkrete Gruppe“, der Mädchen und Jungen angehören. <strong>Peer</strong>groups<br />
ermöglichen „Freundschaften mit spezifischen Bindungserfahrungen.“ <strong>Peer</strong>-groups sind<br />
„konkrete Gruppen“, wie Schulfreunde, Cliquen, organisierte Jugendgruppen, Banden, u.ä. die<br />
neben dem „Freundschafts“-Charakter auch Aspekte der Subkultur und Lebensstile enthalten. 59<br />
Die zentralen Funktionen der <strong>Peer</strong>-group sind vor allem: Orientierung, Stabilisierung und emotionale<br />
Geborgenheit; sozialer Freiraum <strong>für</strong> die Erprobung neuer Möglichkeiten (Sozialverhalten, soziale<br />
Aktivitäten), Unterstützung bei der Ablösung von den Eltern; Identitätsfindung in Form von<br />
Identifikationsmöglichkeiten, Lebensstilen und Bestätigungen von Selbstdarstellungen. 60<br />
Daraus lassen sich dann allgem<strong>ein</strong>e Funktionen der <strong>Peer</strong>-group ableiten:<br />
Zusammen auszuhandeln, wie man sich verhält, wo<strong>für</strong> man lebt, in der Kommunikation von Angesicht<br />
zu Angesicht sich selbst und andere sehen zu lernen; mit anderen Gleichaltrigen zusammen<br />
zu s<strong>ein</strong> sowie Wünsche, Interessen und Ansichten auszutauschen und zu teilen; sich der eigenen<br />
Identität zu vergewissern und zu versichern; die „gem<strong>ein</strong>same Sicht“ nach außen zu zeigen. 61 Ablösung<br />
von der Familie heißt vor allem „Betonung der zunehmenden Unabhängigkeit“ (Rückzug<br />
ins eigene Z<strong>im</strong>mer, das All<strong>ein</strong>-s<strong>ein</strong>-Wollen sowie das Pflegen und Entwickeln <strong>ein</strong>er eigenen persönlichen<br />
Sphäre der Int<strong>im</strong>ität und der damit verbundenen Gehe<strong>im</strong>nisse) und „Abgrenzung von<br />
den Eltern“ (Gebrauch von Lautstärke, das provokante Poster, die flappsige und freche Ausdrucksweise).<br />
„Seht her, hört her, ich bin jetzt <strong>ein</strong> Jugendlicher und nicht mehr das Kind von früher, ich habe jetzt<br />
m<strong>ein</strong>en eigenen Geschmack, und der ist anders als der von euch!“ Es geht jetzt um Neubest<strong>im</strong>mung,<br />
Neuverhandlung (RE-NEGOTIATION) der Familienbeziehungen (vgl. LARSON 1995).<br />
59 vgl. OERTER Rolf/ MONTADA Leo; Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch; München/ W<strong>ein</strong>he<strong>im</strong> 1987, 316<br />
60 vgl. OERTER/ MONTADA 1987, 318<br />
61 vgl. BARTHELMES/ SANDER 1997, 27f<br />
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