Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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ei allen Spielen gibt es Verlierer und sogenannte Gewinner. Die TA untersucht Kommunikationssequenzen<br />
und regelhaftes (stereotypes) Verhalten, die zu <strong>ein</strong>em negativen bzw. positiven Ziel,<br />
der ‚Auszahlung’, führen. 87<br />
Für die Erklärung derartiger Spiele kann das „Drama-Dreieck“ (Stephen B. KARPMAN<br />
1968) herangezogen werden, welches zeigt, wie Menschen in ihren Transaktionen Rollen - hier Verfolger-Retter-Opfer<br />
- übernehmen und wechseln, und wie diese Rollen das Spiele-Spielen be<strong>ein</strong>flussen.<br />
88<br />
Die Spieler können zu jeder Zeit <strong>ein</strong>e der drei Rollen annehmen und spielen. Spannung<br />
entsteht dadurch, dass die Rollen öfters gewechselt werden, so dass Verwirrung entsteht. Wer ist<br />
<strong>im</strong> Moment wer? Warst du nicht eben noch das Opfer? Wieso greifst du mich jetzt an?<br />
Ein kurzes Beispiel <strong>für</strong> <strong>ein</strong> derartiges Dreiecksspiel/-gespräch, das zeigen soll, wie schnell die Rollen<br />
gewechselt werden können:<br />
Sohn: Wieso bekomme ich k<strong>ein</strong>e Playstation? Alle in m<strong>ein</strong>er Klasse haben <strong>ein</strong>e! Das ist echt<br />
öd, ich werde ständig ausgelacht! (Sohn fühlt sich als „Opfer“)<br />
Mutter: Weil ich nicht mag, dass du den ganzen Tag mit diesem blöden Computerspiel d<strong>ein</strong>e<br />
kostbare Zeit vertust! (Mutter als „Verfolgerin/ Anklägerin“ von Sohn)<br />
Vater: Dann kauf ihm doch dieses Spiel, willst du, dass er in der Klasse zum Außenseiter wird?<br />
Du hast ja k<strong>ein</strong>e Ahnung wie wichtig heutzutage Computer sind! (Vater als „Retter“ von<br />
Sohn und „Ankläger“ der Mutter)<br />
Mutter: Es ist <strong>ein</strong>fach nicht gerecht! Immer stehe ich in Erziehungsfragen all<strong>ein</strong>e da! W<strong>ein</strong>t und<br />
zieht sich zurück. (Mutter als „Opfer“ des Vaters)<br />
Sohn: Komm Mama, sei nicht traurig, der Papa hat das ja nicht so gem<strong>ein</strong>t<br />
(Sohn als „Retter“ der Mutter)<br />
Vater: Misch du dich da nicht <strong>ein</strong>, denn sonst kriegst du k<strong>ein</strong>e Playstation!<br />
(Vater als „Verfolger/ Ankläger“ des Sohnes)<br />
…<br />
Verallgem<strong>ein</strong>ert könnten die Rollen folgendermaßen aussehen: 89<br />
Opfer<br />
Retter<br />
Verfolger/Ankläger<br />
87 vgl. HENNING/ PELZ 2002, 52f<br />
88 vgl. HENNING/ PELZ 2002, 57f<br />
89 HENNING/ PELZ 2002, 57<br />
120<br />
Retter Opfer<br />
Verfolger<br />
Eine Person, die vorgibt,<br />
- dass ihr die Kraft zum Problemlösen fehlt,<br />
- dass andere sich ändern müssen <strong>für</strong> ihr Wohlbefinden,<br />
- dass ihre Bedürftigkeit sie vom Problemlösen abhält,<br />
- dass ihre Denkfähigkeit nicht ausreicht.<br />
Eine Person, die<br />
- sich auf grandiose Art zutraut, anderen zu helfen,<br />
- Denken und Problemlösen <strong>für</strong> andere übern<strong>im</strong>mt,<br />
- mehr <strong>für</strong> andere tut, als sie ihnen mitteilt,<br />
- Dinge tut, die sie eigentlich nicht tun mag.<br />
Eine Person,<br />
- die andere herabsetzt, sie verletzt und übermäßig kritisiert,<br />
- die andere bestrafen will,<br />
- unter deren Verhalten andere leiden.