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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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Abwehr ist also <strong>ein</strong>e falsche Antwort auf <strong>ein</strong>e Konfliktsituation, die bestenfalls den Ursprungskonflikt<br />

„behebt“, jedoch stets <strong>ein</strong>en neuen Konflikt hervorbringt, dessen Ursprung meist „vernebelt“<br />

bleibt. So sind etwa Aggressivität, Depressivität oder Angst abgespaltene Emotionen von<br />

Verdrängung, <strong>ein</strong>e der häufigsten Formen der Abwehr.<br />

Nun gibt es aber auch noch <strong>ein</strong>e ganze Reihe Bestrebungen von außen, dieses „Es“ <strong>im</strong><br />

Zaum zu halten. Durch die Eltern wird sozusagen <strong>ein</strong>e zweite „psychische Instanz“ – genannt „Überich“<br />

– bei den Kindern <strong>ein</strong>gepflanzt. Durch Lob und Tadel, durch Liebeszuwendung und Liebesentzug,<br />

durch Beachtung und Missachtung, etc erfahren Kinder, welche Verhaltensweisen sozial<br />

erwünscht sind und welche nicht. Ein „normales“ Kind lernt schnell, wie es sich zu verhalten hat.<br />

Damit diese Disziplinierungsmaßnahmen jedoch greifen, werden sie gekoppelt mit 4 Grundemotionen:<br />

Angst, Schuld, Scham, Minderwertigkeitsgefühl. Diese 4 Emotionen werden <strong>im</strong> Verlauf der<br />

Erziehung an allen möglichen Handlungen, Haltungen, Vorstellungen, Reden, … thematisiert. Hierbei<br />

kommt es in der Regel zu zwei mit<strong>ein</strong>ander konkurrierenden Emotionen: der ursprünglich kindlichen<br />

und der durch erzieherische Be<strong>ein</strong>flussung (Wunschvorstellungen der Eltern).<br />

Ein Konflikt macht sich bemerkbar zwischen den zwei sich widerstrebenden Emotionen<br />

z.B. Lust-Scham-Konflikt; Freude-Angst-Konflikt. (Nicht selten steht <strong>ein</strong> solcher Konflikt zwischen<br />

zwei starken Emotionen Pate <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e neurotische Persönlichkeitsentwicklung.)<br />

Im Laufe der Erziehung werden die Gebote und Verbote der Eltern „internalisiert.“ Das<br />

Kind bzw. der Erwachsene ist sich nicht mehr bewusst, dass diese Gebote und Verbote „von außen“<br />

kamen/ kommen und n<strong>im</strong>mt sie sozusagen als „innere Befehle“ wahr. Diese innere St<strong>im</strong>me sagt<br />

nun, was „man“ zu tun hat, was gut ist und was böse ist. Gut ist, was belohnt wird, böse, was bestraft<br />

wird. Wichtig ist nun, sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit von den sanktionierenden Funktionen des „Überich“<br />

zu emanzipieren, d.h. sich von <strong>ein</strong>er überstarken „Mutterbindung“ bzw. Elternabhängigkeit<br />

zu lösen und „autonome“ Entscheidungen zu treffen, was letztendlich auch heißen mag, Abschied<br />

zu nehmen vom „Ich-Ideal“ als Bündel von Merkmalen, die <strong>ein</strong>en „guten Menschen“ ausmachen. Autonom<br />

sind jene Ich-Funktionen, die sich nicht <strong>im</strong> Konflikt mit „Es“, „Überich“ oder Umwelt entwickeln,<br />

sondern ihre eigene Entwicklung durchlaufen. Als dritte psychische Instanz – neben Es<br />

und Überich – gilt es demzufolge das „Ich“ zu entwickeln, welches die Ansprüche der anderen Instanzen<br />

wertet und koordiniert. Hierbei können vor allem Ich-Schwäche/ Desorientierung (Ausweichen<br />

aus sozialen Beziehungen, Anlehnen an Gruppenüberzeugungen und Fremdm<strong>ein</strong>ungen)<br />

oder Ich-Fixierung/ Ich-Starre (Verweigerung, permanenter Protest, Resignation) zu Konfliktsituationen<br />

führen.<br />

2.2.3 Der transaktionsanalytische Ansatz<br />

Die Transaktionsanalyse (TA) ist <strong>ein</strong>e Methode zur Analyse und zum Verständnis menschlicher Beziehungen.<br />

Eric BERNE entwickelte die TA in den fünfziger Jahren, sozusagen als Alternative zur<br />

Psychoanalyse.<br />

Der TA geht es darum sich selbst besser zu verstehen und unsere Einstellungen zu anderen<br />

zu verändern. Insofern bietet sich dieses Modell als <strong>ein</strong> gutes Vehikel an, die Entstehung von<br />

Konflikten <strong>im</strong> Alltag zu besprechen, zumal dann, wenn man der Ansicht ist, dass sich Konflikte<br />

durch unser Kommunikations- und Interaktionsverhalten beschreiben und erklären lassen.<br />

BERNE 80 hat <strong>ein</strong>e Vielzahl von sozialen Situationen herangezogen, um regelhafte Kommunikationsmuster<br />

zu durchschauen, zu verstehen und letztendlich zu verändern. Nachfolgend soll das<br />

theoretische Konzept der TA auf <strong>ein</strong> praktikables und doch exemplarisches Min<strong>im</strong>um reduziert<br />

werden. Dies soll vornehmlich dazu dienen, <strong>im</strong> Rahmen des <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Projektes <strong>ein</strong> Modell<br />

(<strong>ein</strong>es unter vielen möglichen) zur Verfügung zu haben, anhand dessen auch Konflikte durchschaut,<br />

verstanden und bearbeitet werden können.<br />

80 BERNE Eric; Spiele der Erwachsenen; Psychologie der menschlichen Beziehungen; R<strong>ein</strong>bek 2004<br />

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