Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer
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d. Doppeln:<br />
In schwierigen Gesprächssituationen kann der/die Mediator/in die Initiative ergreifen<br />
und folgende Schritte <strong>ein</strong>leiten:<br />
1. Die Erlaubnis des/der Klienten/in zum Doppeln erbitten:<br />
„Darf ich neben dich kommen und etwas <strong>für</strong> dich zu d<strong>ein</strong>er Schulkameradin sagen,<br />
und du sagst mir anschließend, ob das st<strong>im</strong>mt?“<br />
2. Der/die Mediator/in spricht <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e/n Klienten/in. Geht zu diesem/dieser hin, hockt<br />
sich neben ihn/sie, etwas dahinter und tiefer und sagt mit Blick auf die Schulkamerad/in,<br />
dessen Vornamen er/sie ausspricht:<br />
„Weißt du, Carla, <strong>im</strong> Grunde genommen …“<br />
3. Der/die Mediator/in fragt den/die Klienten/in, ob er/sie zutreffend <strong>für</strong> ihn/sie gesprochen<br />
hat: „St<strong>im</strong>mt das so <strong>für</strong> dich?“<br />
Be<strong>im</strong> Doppeln geht es nicht nur um die Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte,<br />
sondern gleichfalls um die Ergänzung, Klärung und Drastifizierung von Sache, Selbstaussage,<br />
Beziehung und Appell.<br />
Die direkte Anrede mit dem (Vor)Namen hat die Wirkung <strong>ein</strong>es „Sesam-öffne-dich-<br />
Wortes“.<br />
Der/die Mediator/in bedarf zum Doppeln folgende Fähigkeiten:<br />
- <strong>ein</strong> Gefühl <strong>für</strong> Unvollständigkeit haben,<br />
- zwischen den Zeilen lesen und aus dem Ton heraushören,<br />
- das Vermisste ergänzen,<br />
- das Angedeutete drastifizieren können.<br />
e. Verständnisüberprüfung<br />
Es ist wichtig, dass die Gesprächspartner aus der Verhärtung des eigenen Standpunktes<br />
herauskommen, sozusagen den eigenen Schützengraben verlassen und das<br />
„f<strong>ein</strong>dliche“ Gebiet begehen. Ein „ja das versteh’ ich schon“ gefolgt von <strong>ein</strong>em „aber“<br />
zeigt meist, dass diese Person noch das eigene Gebiet nicht wirklich verlassen hat.<br />
Meist folgen auf das „aber“ Begründungen, Verteidigungen, Rechtfertigungen des eigenen<br />
Standpunktes. Hier gilt es vom/von der Mediator/in nachzufassen, dass und<br />
was er/sie vom Gesprächspartner und s<strong>ein</strong>er/ihrer Situation wirklich verstanden hat.<br />
Auszugsweise seien <strong>ein</strong>ige Publikationen zur praktischen Anleitung als Fußnote 20 angeführt, aus<br />
denen weitere Interventionsmethoden entnommen werden können, um das eigene Repertoire als<br />
Mediator/in aufzubessern.<br />
Wichtig ersch<strong>ein</strong>t an dieser Stelle jedoch nochmals der Hinweis, dass „noch k<strong>ein</strong> Meister vom H<strong>im</strong>mel<br />
gefallen ist“ und erst durch Übung und Praxis das Führen von <strong>Mediation</strong>sgesprächen souveräner<br />
wird.<br />
20 WALKER Jamie; Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Grundschule; Frankfurt a.M. 1998<br />
WALKER Jamie; Gewaltfreier Umgang mit Konflikten in der Sekundarstufe 1, Spiele und Übungen; Frankfurt a.M. 1998<br />
JEFFERYS-DUDEN Karin; Das Streitschlichter Programm. Mediatorenausbildung <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler der Klassen 3 bis<br />
6; W<strong>ein</strong>he<strong>im</strong> 1999<br />
JEFFERYS-DUDEN Karin; Konfliktlösung und Streitschlichtung. Das Sekundarstufen-Programm; W<strong>ein</strong>he<strong>im</strong> 2000<br />
JEFFERYS-DUDEN Karin/ DUDEN Thomas; Konflikte spielend lösen. Lernspiel <strong>für</strong> die Streitschlichtung; W<strong>ein</strong>he<strong>im</strong> 2001<br />
BRÜNDEL Heidrun/ AMHOFF Birgit/ DEISTER Christiane; Schlichter-Schulung in der Schule. Eine Praxisanleitung <strong>für</strong> den Unterricht;<br />
Dortmund 1999<br />
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