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Peer-Mediation im Schulalltag : ein Handbuch für Lehrer

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4. RUNDUM (SCHUL)-MEDIATION<br />

Ziel der <strong>Mediation</strong> ist es, in <strong>ein</strong>em Konflikt zwischen den Konfligierenden zu vermitteln, <strong>ein</strong>e Brücke<br />

zwischen den Streitenden zu bauen, auf der sie sich entgegen kommen, vor allem dann, wenn<br />

der Konflikt zu <strong>ein</strong>em unüberwindbaren Graben 10 geworden zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t, den die Kontrahent/innen<br />

all<strong>ein</strong> nicht mehr überwinden können. Mediator/innen können Streitenden helfen und<br />

sie dabei unterstützen, diese Brücke zwischen sich zu bauen, und ermöglichen oder stellen wieder<br />

<strong>ein</strong>e Kommunikation zwischen den am Konflikt Beteiligten her. Als Vermittler, als unparteiische<br />

Dritte, die von allen Seiten akzeptiert werden, können sie demzufolge den Streitenden helfen, <strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>vernehmliche Lösung ihrer Probleme zu finden.<br />

Aufgabe der Mediator/innen ist es nicht, <strong>ein</strong>en Schiedsspruch oder <strong>ein</strong> Urteil zu sprechen.<br />

Vielmehr liegt es an den Konfliktparteien selbst, <strong>ein</strong>e ihren Interessen opt<strong>im</strong>al entsprechende<br />

Konfliktklärung/ Problemlösung zu erarbeiten. Alle sollen durch die Über<strong>ein</strong>kunft „gewinnen"<br />

(win-win). Diese konstruktive Konfliktbearbeitung wird durch das <strong>Mediation</strong>sverfahren<br />

ermöglicht. Sie kann selbst dann gelingen, wenn die Konfliktparteien in <strong>ein</strong>er offenkundigen Sackgasse<br />

stecken und all<strong>ein</strong>e nicht mehr weiterkommen bzw. gar nicht mehr mit<strong>ein</strong>ander reden. Die<br />

Vermittler/innen hören sich die Anliegen aller Beteiligten an, lassen sie ihre Gefühle ausdrücken<br />

und helfen bei der Klärung der eigentlichen Interessen der Konfliktparteien. In zunehmendem<br />

Maße stellen sie wieder <strong>ein</strong>e direkte Verbindung zwischen den Streitenden her. Die Kontrahent/innen<br />

erfahren durch diese Vorgehensweise, welches die eigentlichen Probleme, Gefühle<br />

und Interessen der anderen Seite sind. Im geschützten Raum <strong>ein</strong>es solchen Gesprächs können sie<br />

Verständnis und neues Vertrauen zu<strong>ein</strong>ander entwickeln und schließlich gem<strong>ein</strong>sam an <strong>ein</strong>er Lösung<br />

ihrer Probleme arbeiten. Das Ziel ist <strong>ein</strong>e Ver<strong>ein</strong>barung, die alle Konfliktparteien unterzeichnen<br />

und umsetzen. Nicht <strong>im</strong>mer gelangen die Beteiligten dorthin, d.h. <strong>Mediation</strong> ist k<strong>ein</strong> Garant<br />

<strong>für</strong> Problemlösungen, sondern <strong>ein</strong> möglicher Weg.<br />

4.1 VERANKERUNG VON SCHULMEDIATION<br />

Untersuchungen zur Schulgewalt in den vergangenen Jahren haben als <strong>ein</strong> wesentliches Ergebnis<br />

erbracht, dass das Problem schulischer Gewalt nicht <strong>im</strong> massenhaft auftretenden gewalttätigen<br />

Verhalten von Schüler/innen besteht. Besonders auffällig sind dagegen die Defizite <strong>im</strong> sozialen<br />

Verhalten, die sich in verbalen Aggressionen äußern, in der Unfähigkeit, Konflikte zu ertragen<br />

oder zu lösen, in der Vermischung von Grenzen zwischen Spaß und Ernst, in der Geringschätzung<br />

von Eigentum oder auch in mangelnder Hilfsbereitschaft.<br />

Unmittelbarer Anlass <strong>für</strong> die Beschäftigung mit Schulmediation ist <strong>ein</strong> durch Aus<strong>ein</strong>andersetzungen<br />

zwischen Schüler/innen belastetes Schulkl<strong>im</strong>a, aber auch die Unzufriedenheit<br />

über den Umgang mit den vielen kl<strong>ein</strong>en Streitereien, d.h. bei Konflikten zwischen Schüler/innen<br />

oder auch zwischen Schüler/innen und <strong>Lehrer</strong>/innen. <strong>Mediation</strong> kann sich jedoch auch mit schwerwiegenderen<br />

Konflikten, sowie Konflikten zwischen Schulleitung und Kollegium, zwischen <strong>Lehrer</strong>/innen,<br />

zwischen <strong>Lehrer</strong>/innen und Schüler/innen oder zwi¬schen <strong>Lehrer</strong>/innen und Eltern befassen.<br />

<strong>Mediation</strong> in der Schule wird demzufolge vor allem <strong>ein</strong>gesetzt als Verfahren, um <strong>ein</strong>zelne<br />

Konflikte zu bearbeiten und dies als Baust<strong>ein</strong> innerhalb <strong>ein</strong>es pädagogischen Gesamtkonzeptes<br />

zum Aufbau <strong>ein</strong>er neuen Streitkultur oder <strong>ein</strong>es Schulprogramms. Mit der Einführung von<br />

Konfliktmediation wollen Schulen auch zur Moralentwicklung und zum Demokratielernen beitragen,<br />

indem sie - zunächst <strong>ein</strong>mal - Kindern und Jugendlichen moralisches und partizipatorisches<br />

Verhalten überhaupt zutrauen. Über Schulung und Durchführung von <strong>Mediation</strong> kann u.a. (schrittweise)<br />

<strong>ein</strong>e andere Konfliktaustragungskultur an der Schule etabliert werden.<br />

10 vgl. JEFFERYS-DUDEN Karin; Das Steitschlichter-Programm. Mediatorenausbildung <strong>für</strong> Schülerinnen und Schüler der Klassen<br />

3-6; W<strong>ein</strong>he<strong>im</strong> 1999, 116<br />

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